Mitglieder am Zug

GRÜNEN-PERSONAL

Das hat es in der Parteiengeschichte noch nicht gegeben: Gegen das einstimmige Votum des Grünen-Landesvorstandes zur Besetzung der Ressorts will Robert Bücking Bremens neuer Bausenator werden. Am Samstag, 11. Juli, soll die Mitgliederversammlung darüber abstimmen.

Dürften die WählerInnen entscheiden, wäre die Sache klar: Bücking, von der Partei nur auf Listenplatz 19 gesetzt, zog mit 5.560 „Personenstimmen“ an Joachim Lohse vorbei. Der alte und designierte neue Umweltsenator stand auf Platz 4, bekam aber nur 2.532 Personenstimmen, deutlich weniger als Finanzsenatorin Karoline Linnert (19.205) oder Sozialsenatorin Anja Stahmann (4.180).

Der Koalitionsvertrag mit der SPD ist unterschrieben – jetzt geht es darum, wie sich grüne Politik repräsentieren lässt: In der Stadt­entwicklung „haben wir echte Möglichkeiten, aus der Defensive herauszukommen und um neuen Einfluss in der Stadt zu werben“, formuliert es Bücking in seiner Bewerbung. Lohse habe „große, aber abstrakte gesamtstädtische Pläne“ erarbeitet – ohne dass aber „die Stadtgesellschaft versteht“, was das Grünen-Anliegen sei; Bücking, der politische Kommunikator, gegen Lohse, den fleißigen Fachmann.

„Warum ist es uns nicht ausreichend gelungen, die Botschaft von unserer erfolgreichen Arbeit lautstark an die Öffentlichkeit zu tragen?“, hatte Lohse selbst, recht ratlos, nach der Wahl gefragt. Immerhin sei „dieses vierte Regierungsjahr richtig erfolgreich“ gewesen: Drei große Planwerke – mit Namen wie „VEP“, „F-Plan“ und „LaPro“ – habe man „erfolgreich ins Ziel getragen, und das mit klarer grüner Handschrift“. Hat nur niemand gemerkt, würde Bücking sagen. Die Grünen haben mehr als ein Drittel der Wähler verloren – ob sich das „mit einem kräftigen ‚Weiter so‘“ abhaken lasse, fragt Bücking: „Das würde uns im Laufe der Legislaturperiode teuer zu stehen kommen.“

Die Mitgliederversammlung ist in Bremen das höchste „Or­gan“ der Grünen: Sie muss entscheiden. 680 Mitglieder hat der Landesverband. Bei der Listenaufstellung, bei der es immerhin für 50 kandidierende Mitglieder um die Wurst ging, waren 218 anwesend. KAWE