Single, aber bitte kein Escort

■ Die Ausgabe: Im sonntaz-Spezial zum Jahreswechsel hatten wir uns mit Online-Mächten befasst. Mit Amazon etwa, taz.de/amazon, und Facebook, taz.de/face.

■ Die Frage: Und wir wollten wissen, was unsere Leser davon halten, taz.de/frage.

Wenn es darum geht, eine neue E-Mail-Adresse mitzuteilen, bin ich etwas faul. So kommt es, dass ich bis heute meine alte AOL-E-Mail-Adresse habe, obwohl die Mitgliedschaft längst gekündigt ist. Der Rechtsnachfolger Alice konnte mir nicht sagen, wie lange es die Adresse noch gibt, aber so lange nutze ich sie. Mein Google-Mail-Konto habe ich nur für E-Mails, die ich von sozialen Netzwerken bekomme. Damit möchte ich mein privates E-Mail-Konto nicht verstopfen.

Zum Apple-Jünger wurde ich nach der Schließung des Nokia-Werks in Bochum. Mich störte weniger, dass Nokia billiger produzieren wollte, sondern dass der Konzern vorher noch die Subventionen abgegriffen hatte. Also stieg ich um. Ich fand es toll, wie unabhängig ich damals mit dem neuen iPhone 3GS wurde. Auch unterwegs stand mir das Wissen der Welt zur Verfügung. Zugfahrpläne auch vom Hotel aus, das war überhaupt kein Problem mehr.

Ich fing auch an, die Google-Kalender-Synchronisation zu nutzen. Angst macht mir das nicht. Vielleicht bin ich etwas naiv, aber was will Google mit dem Wissen über meine Schichtzeiten, meine Zahnarzt-, Verbands- und Parteitermine?

Facebook ist das erste soziale Netzwerk, in dem ich endlich alle Kontakte auf einmal habe. Dass die Werbung dort manchmal ein Fragezeichen in mein Gesicht setzt, zeigt, dass Facebook meine Daten nicht richtig zu einem Profil zusammenbasteln konnte. Die Annahme, ich bräuchte einen Escort-Service, weil ich Single bin, halte ich doch für sehr gewagt.

Jeder von uns muss wissen, welche Daten er postet. Die Entwicklung zwischen deutschen Datenschützern und diesen Giganten, die mit Werbung Geld verdienen, bleibt spannend.

Sönke Franz ist 32 Jahre alt, kaufmännischer Mitarbeiter, und spielt gern Geocaching