Hecken schneiden,
Angsträume zurückerobern

PRÄVENTION Mit Beleuchtung und Pflege lässt sich Kriminalität eindämmen, auch im Görlitzer Park

Über städtebauliche Kriminalprävention reden ist das eine. Handeln das andere. Die Architektin Ingrid Herrmannsdörfer arbeitet seit 2011 auf diesem Gebiet für die Berliner Polizei. Sie ist zuständig für alles, was städtebaulich von besonderer Bedeutung ist. Auch der Görlitzer Park, Wittenbergplatz und Leopoldplatz gehören dazu. Das Ziel sei, öffentliche Räume durch entsprechende Beratung sicherer und attraktiver zu machen, sagt sie. Nicht immer gelinge das.

Die Beratung ist kostenlos. „Man fragt uns an“, beschreibt Herrmannsdörfer am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses das Prozedere. Hecken in Grünanlagen zurückschneiden, Beleuchtung schaffen, Hauseingänge einsehbar machen, Müllbehälter aufstellen – manchmal seien es schon einfache Dinge, mit denen mehr Sicherheit geschaffen werden könne. „Wehret den Anfängen“, outet sich Herrmannsdörfer als Anhängerin der Broken-Windows-Theorie, die aus den USA stammt. Dieser zufolge sind Verwahrlosung und Verfall Zeichen für Mangel an sozialer Kontrolle. Solche Räume würden schnell von einer kriminellen Subkultur übernommen, weil die Öffentlichkeit dort nicht mehr hingehe. „Angsträume“ zurückerobern, darum gehe es.

Kind im Brunnen

Im Görlitzer Park sei ihre Expertise erst angefragt worden, „als das Kind schon in den Brunnen gefallen war“, berichtet die Architektin. Inzwischen habe das Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg aber einiges getan, um Transparenz in der Grünanlage zu schaffen. Nicht immer seien Bezirks- und Senatsverwaltungen so kooperativ wie die Kreuzberger, so die Erfahrung von Herrmannsdörfer. Mit dem Bezirksamt Mitte sei 2012 ein Konzept für den Alexanderplatz entwickelt worden. Geschätzte Kosten für ein besseres Orientierungssystem und einen mehrsprachiger Lageplan: 14.000 Euro. Trotz mehrfacher Nachfrage habe das Bezirksamt aber bis heute nicht unternommen.

Hochbeete zum Verstecken

Auch den Wittenbergplatz nennt Herrmannsdörfer ein Negativbeispiel. Dort war der Vorplatz ohne Rücksprache mit den Experten für städtebauliche Krminlapräven­tion saniert worden. Das Ergebnis: in Stein eingefasste Hochbeete, die zum Verstecken von Drogen einlüden, aber keine Sitzgelegenheiten für Passaten zum Verweilen. Die Seiten der Beete seien zu schräg zum Sitzen. Die Folge: Die Leute hasten vorbei.

Ein Positivbespiel sei dagegen der Leopoldplatz im Wedding. Seit der neu gestaltet sei, fühlten sich viele Nutzergruppen angesprochen. Selbst das Trinkermilieu vom Leopoldplatz sei eingebunden. „Die Leute fühlen sich jetzt für den Platz verantwortlich.“

Nach ihrer Haltung zu Videoüberwachung gefragt, verweist die Expertin auf eine Studie der TU Berlin über Videoüberwachung in London. In der englischen Hauptstadtstadt wird großzügig von Kameras aufgezeichnet. Das Ergebnis der Studie sei eindeutig: „Langfristig ist der Einsatz von Personal besser“. Aber es gebe auch Bereiche, wo sie Videoüberwachung empfehle, sagt Herrmannsdörfer. „Es ist aber kein totaler Garant gegen Kriminalität“. Plutonia Plarre