LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Ein Teufelskreis

betr.: „Dann zahlt eben der Stromkunde“, taz vom 25. 6. 15

Der private Endverbraucher ist auch hier wieder der Dumme, soll er doch am Ende die Zeche zahlen. Das, obwohl immer mehr private Endverbraucher mit geringem Einkommen von Stromsperren betroffen beziehungsweise davon bedroht sind und der politisch bewusst klein gerechnete Anteil für Energie in den Regelbedarfen staatlicher Grundsicherungsleistungen seit Jahren real nicht ausreicht – worauf die unabhängigen Wohlfahrtsverbände bereits oft genug hingewiesen haben. Wegen ihrer privaten Verschuldung beziehungsweise einem damit oftmals einhergehenden negativen Schufa-Eintrag können die Betroffenen vielfach nicht zu einem preisgünstigeren Stromanbieter wechseln und bleiben deshalb in den vergleichsweise teuren Grundversorgungstarifen der vor Ort zuständigen Netzbetreiber gefangen. Ein Teufelskreis! ELGIN FISCHBACH, Leimen

Nicht superethisch

betr.: „Wir machen das nicht mehr“, taz vom 24. 6. 15

Was soll dieses Interview mir sagen? Die Österreicher haben die Lösung gefunden, wie wir Eier ohne schlechtes Gewissen essen können? Ich bin schwer beeindruckt. Besonders von der Aussicht, dass man noch nicht weiß, wie gut sich das Fleisch der Hähne verkaufen lässt.

Komisch. Irgendwie kommt mir das doch bekannt vor. Stimmt! Das gibt es doch schon längst! Die Bruderhahn-Initiative macht das doch schon seit ein paar Jahren. Nur, leider will keiner das Fleisch der Hähne haben, nur das gute Gewissen möchten die Menschen für vier Cent pro Ei kaufen. Und diese Früh­erkennung des Geschlechts ist ja auch irgendwie nicht so su­per­ethisch, weil man dann ja potenzielle Hähne tötet. Ach, Moment mal. Wir essen doch auch befruchtete Eier – dann essen wir ja potenzielles Leben! O Gott! Hat das eigentlich noch keiner gemerkt?

BRITTA FLEGEL, Gartow

Hoffnung Tsipras?

betr.: „Der Widerspenstigen Zähmung, taz vom 24. 6. 15

„Die jungen Wilden aus Griechenland scheinen gezähmt.“ So ganz kann ich das noch nicht glauben!

Es geht ja, wie Sie richtig schreiben, um mehr! Es geht um die Macht der Banken, um Demokratie(verlust), Austeritätspolitik contra Menschlichkeit. Wohin führen „Schutz“mauern in Deutschland und Europa? Wir wissen das!

Merkel hat keine Vision für Europa. Schäuble hat sich nie mit einer Volkswirtschaft für Europa beschäftigt. Nicht einmal Deutschland ist ein Betrieb – betriebswirtschaftliche Sichtweisen sind zu kurzlebig für das Projekt Europa. Und falsch. Ich fühle mich nicht mehr vertreten von Sparern und Zauderern.

Vielleicht ist Tsipras doch eine Hoffnung für Europa? Denken nicht andere „Südländler“ schon ähnlich? Vielleicht ist Tsipras in Wirklichkeit wie Zorba the Greek, der das Leben liebt und den Tod nicht fürchtet? NORBERT VOSS, Berlin

Abstoßend und unfassbar

betr.: „Gegen Gauck und Flüchtlinge“, taz vom 26. 6. 15

Die Szenen, die sich momentan in Freital abspielen, sind abstoßend und unfassbar genug.

Was mich aber in der Tat immer mehr besorgt, ist die Tatsache, dass es Vertreter unserer etablierten demokratischen Parteien nicht schaffen, eine offensichtliche Front gegen den braunen Mob aufzubauen, sowohl mit Worten als auch einer schärferen Gesetzgebung (zum Beispiel empfindlich hohen Bußgeldern gegen Hetze).

Die Anbiederei dieser ewig gestrigen Politiker an die Haltung von AfD und Co zwecks Vermeidung von Stimmenverlust ist es, die noch unerträg­licher ist.

Wollen wir so ein Deutschland, im Jahr 2015?

SEBASTIAN LEHMANN, Königslutter am Elm