Öffentlicher Ekel
: Mütter sind kein Horror

Die Debatte um vernachlässigte Kinder bietet eine Chance. Seit langem vorgetragenen Forderungen zur besseren Unterstützung von Kindern und Familien könnten endlich Gehör und Finanzmittel verschafft werden. Sei es der Ausbau der Familienhebammenprojekte, die bessere Ausstattung der Sozialen Dienste oder die Wiederöffnung der Krippen und Horte für die Kinder Arbeitsloser – all dies wäre dringend geboten und letztlich ökonomisch klug.

Kommentar von Kaija Kutter

Doch bei allen schrecklichen Einzelfallberichten muss verhindert werden, dass es zu einer Stigmatisierung von Müttern kommt und diese sich noch mehr schämen, Hilfe anzunehmen, wenn sie nicht zurechtkommen. Die Versorgung gleich mehrerer kleiner Kinder ist auch für gut situierte Normalbürgerinnen bereits ein kaum zu bewältigender Knochenjob. Und anders als früher gibt es oft keine funktionierenden familiären Netze mehr, die helfen, die Kinder großzuziehen.

Deshalb gilt: Kinder in schlimmen Lagen müssen entdeckt und gerettet werden. Eltern, die überfordert sind und beim Jugendamt nach Rat fragen, müssen umgehend Gehör und Hilfe finden. Und eine Sozialsenatorin, in deren Amtszeit etliche Fälle von Kindesverwahrlosung passierten, muss ihre Haltung ändern. Statt Berichte von Mitarbeitern durch Maulkörbe zu unterdrücken, sollte sie im Senat offen zu nötigen Mehrausgaben stehen. Der Kinder wegen.