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: Zwischen Och Nöö und Jawoll

EISHOCKEY Erst 1:3 gegen Köln, dann 2:0 gegen Hamburg. Die Eisbären bleiben launisch

Die direkte Qualifikation für die Playoffs ist in diesem Jahr alles andere als sicher

Das Meister-Abo ist in Gefahr. In den vergangenen Jahren war es ein geflügeltes Wort bei den Eisbären, schließlich ging der Meisterpokal in sechs von acht Jahren fast wie selbstverständlich gegen Ende der Saison nach Berlin. In dieser Saison aber könnte auch dieses Abo zum Unwort werden – zumindest was den Berliner Eishockey-Kosmos betrifft.

Denn der Titel scheint in diesem Jahr in weite Ferne gerückt, so launisch, wie sich die Eisbären präsentieren. Am Freitag verloren sie 1:3 (0:1, 0:0, 1:2) im Heimspiel gegen völlig überlegene Kölner Haie. Auch wenn das Team von Coach Don Jackson verletzungs- und krankheitsgeschwächt war, reichen Auftritte wie bei den Heimniederlagen zuletzt gegen Iserlohn (2:3) und nun gegen den neuen Tabellenführer Köln sicher nicht für den Meistertitel. „Wir hatten uns einiges vorgenommen, doch vieles hat in unserem Spiel nicht geklappt“, sagte der einzige Berliner Torschütze, Kapitän Jens Baxmann. „Nur mit einem Sieg gegen Hamburg können wir den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.“

Was sie am Sonntag fürs Erste auch taten: 2:0 (1:0, 1:0, 0:0), hieß es am Ende gegen die Freezers. Nun zeigten Baxmann & Co. wieder das andere Eisbären-Gesicht. Gegen die einen Platz höher stehenden Hamburger dominierte man über weite Strecken.

Ganz anders beim ersten Spitzenspiel zwei Tage zuvor gegen die Haie: Nicht mal drei Minuten sind gespielt, da ist bereits „Och Nöö“ auf dem Videowürfel in der Arena am Ostbahnhof zu lesen. Es bringt die Kunde eines Tors von Nathan Robinson, einem Spieler der gastierenden Haie. Die Eisbären-Defence sieht staunend zu, wie der Kanadier ins rechte obere Eck schlenzt. Die Berliner hingegen lassen einige Großchancen liegen, zwei Powerplays (Überzahlsituationen) gegen Ende des ersten Drittels verstreichen ungenutzt. Stattdessen verteilen sie Einladungen zum Toreschießen – die die Gäste aber nicht annehmen.

Das zweite Drittel bringt viel Ungeordnetes, viel Zufälliges und wenig attraktives Eishockey. Mit viel Glück überstehen die Eisbären drei brenzlige Situationen im eigenen Torraum. Man selbst vergibt zwei Großchancen in Unterzahl durch Barry Tallackson, der allein auf den Kölner Torwart zusteuert, und durch Darin Olver.

Unnötige Fehler setzten sich aufseiten der Eisbären im dritten Drittel fort. Und auch die bisweilen passgenauen Zuspiele – auf des Gegners Schläger. Dann, aus dem Nichts, gleichen die Eisbären zehn Minuten vor Ende aus. Nach Zuspiel von Tallackson vollstreckt Baxmann aus zwei Metern Torentfernung. Kaum eine Minute später steht dort aber heißt es schon wieder „Och Nöö“: Rok Ticar sorgt schnell wieder für den verdienten Ein-Tor-Vorsprung der Kölner.

Das Abschlussdrittel bietet nun endlich auch packenderes Eishockey. Die Kölner verteidigen die drei Punkte erbittert. Gegen Ende erzielen sie gar noch das 3:1 auf das nun leere Eisbären-Tor.

Nach einem kurzen Zwischenhoch bei den Berlinern nach zwei Auswärtssiegen wissen die Fans nun wieder nicht, woran sie sind: Welches sind denn nun die wahren Eisbären? Bisher sind es ein paar Och Nöös zu viel, die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen.

Der Kölner-Haie-Manager Thomas Eichin, bald Geschäftsführer Werder Bremens, glaubt an das andere, gute Gesicht: „Die Eisbären werden ihre Stärken in den Play-offs noch ausspielen, da bin ich mir sicher.“ Elf Spiele sind es noch bis dahin. Allerdings ist selbst die direkte Qualifikation für die Playoffs (die ersten sechs) in diesem Jahr alles andere als sicher. JENS UTHOFF