LESERINNENBRIEFE
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Bisschen weniger Luxus für Reiche

■ betr.: „Das Blaue vom Himmel“, taz vom 25. 1. 13

Ein kleines Hoffnungszeichen kommt aus Berlin: „Inzwischen halten alle Parteien die Privatisierung für einen Fehler.“ Was sich hier auf die Berliner Wasserbetriebe bezieht, muss konsequenterweise auf alle Güter des öffentlichen Lebens gezogen werden: Bildung, Gesundheit, soziale Versicherungssysteme, Energie, Verkehr, Müll. Letztendlich ist der neoliberale Lissaboner EU-Vertag zu revidieren. Dies würde nicht das Blaue vom Himmel bringen, sondern ein bisschen weniger Luxus für die Reichen und erträglichere Lebensbedingungen für alle. ARTUR BORST, Tübingen

Kapitalismus im Nullwachstum

■ betr.: „Dem Wachstum fehlen Ideen“ u. a., taz vom 23. 1. 13

Hannes Koch sagt es im letzten Satz: Es ist in den Wirtschaftseliten immer noch tabu, laut über Wirtschaftsweisen und Finanzstrukturen bei „Nullwachstum“ nachzudenken, obwohl das seit langem die dringenderen und realitätsnäheren Themen wären. So wird in der andauernden ignoranten Anbetung des Goldenen Kalbs „Wirtschaftswachstum“ wertvolle Zeit vertan.

Indem der Rückgang der Wachstumsraten vollständig auf „die Krise“ zurückgeführt wird, wird vollkommen ausgeblendet, dass die „entwickelten“ Staaten einen Strukturwandel durchmachen, der endlich auch einmal politisch betreut werden muss: Wir haben unseren Grundbedarf an Konsumgütern längst gedeckt, so dass wir kurzlebige Wegwerfprodukte kaufen müssen, damit die Wirtschaft überhaupt noch wächst, oder Waren in die Dritte Welt subventioniert verscherbeln, womit wir die wirtschaftliche Eigenentwicklung dieser Länder in Schach halten. Trotzdem wächst die Wirtschaft dort (noch), und das darf sie auch, denn dort wächst die Bevölkerung, die zudem noch längst nicht allen Komfort hat, den wir genießen. Wir haben mit Hochdruck die Rationalisierung unserer Erwerbsarbeit vorangetrieben – jetzt kämpfen wir mit der Erwerbslosigkeit. Dabei gibt es Arbeit in Hülle und Fülle, nur nicht das Geld, sie angemessen zu bezahlen bzw. existenzsichernd auf mehr Menschen zu verteilen, vom Grundeinkommen, das endlich alle Menschen in ihrer täglichen Arbeit ehren würde, ganz zu schweigen (das Geld gibt es natürlich, aber es ist woanders!). Kapitalismus im Nullwachstum – das ist das brennende Thema der Gegenwart! SABINE MIEHE, Marburg

Ständig auf die Hose starren

■ betr.: „Die ganz alltägliche Anmache“, taz vom 25. 1. 13

Ganz offensichtlich gehen die Uhren überall so wie angeblich im Südwesten der Republik noch etwas anders (nämlich ziemlich nach) und aus einem besonders machogeprägten Wirtschaftsflügel muss auch keiner stammen (siehe Piratenpartei), um sich das „Recht“ auf zotige und abwertende Bemerkungen und Verhaltensweisen zu nehmen. Die Typen sollten sich mal vorstellen, wie es wäre, wenn ein Klima herrschen würde, in dem es üblich wäre, dass Frauen ständig auf ihre Hose starren und dann über die Größe und Form ihrer Weichteile spekulieren und bewertende Bemerkungen machen würden. Das könnte ja dann augenzwinkernd unter „Damenwitze“ abgehakt werden. MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Die Reaktionen verwundern

■ betr.: „Die ganz alltägliche Anmache“, taz vom 25. 1. 13

Was mich immer wieder wundert zu Beginn der Berichterstattung über Ereignisse, in denen sich Frauen gegen Grenzüberschreitungen von Männern wehren, ist die öffentliche Reaktion auf diese, so finde ich, generell anerkennenswerte und mutige Tat der Frauen. Es wird nicht erst mal genau hingeschaut, was wirklich passiert ist, sondern gleich wird nach Hintergrundmotiven der Frau gesucht (die eine für sie unangenehme Sache öffentlich macht). Es gibt andere Wege, unliebsame Gegner zu diskreditieren.

Dass heute, im 21. Jahrhundert, die meisten öffentlichen Reaktionen auf solch einen Schritt der Veröffentlichung immer noch als Erstes auf die Frau geschaut wird, welche Beweggründe mag sie haben, um durch solch eine Geschichte den Mann zu verunglimpfen, finde ich einfach unfassbar! In ihrem Artikel sind die AutorInnen der taz erfreulicherweise nicht auf die Frau an sich, sondern deutlich auf Herrn Brüderle und seine „alltägliche Anmache“ eingegangen. Danke dafür! SONJA GIERSE-ARSTEN, Köln

Böswillig und verlogen

■ betr.: „Unter der Gürtellinie“, taz vom 25.1. 13

Wer die Journalistin wegen der Veröffentlichung der Vorwürfe kritisiert, handelt böswillig. Wer den Zeitpunkt der Veröffentlichung kritisiert, handelt verlogen. War es denn nichts als Zufall, Peer Steinbrücks Nebenverdienste zu publizieren, gerade als er als Kanzlerkandidat ausersehen wurde?

FRITZ LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach

Als Bagatelle abgetan

■ betr.: „Die hässliche Wahrheit“, taz.de vom 24. 1. 13www.taz.de/Kommentar-Bruederles-Sexismus/!109665/

die diskreditierung der journalistin spricht doch bände, wie sehr sexismus verwurzelt ist und als bagatelle abgetan wird, über die es sich bitte nicht aufzuregen gilt. EMIL, taz.de