DIE POGROMNACHT 1938

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 brannten Synagogen in ganz Deutschland. Angehörige von SA und SS zertrümmerten die Schaufenster jüdischer Geschäfte, demolierten die Wohnungen jüdischer Bürger und misshandelten sie. Eines ihrer Opfer war Emmi Dahl, 17-jährige Metzgerstochter aus Dormagen.91 Tote, 2.676 zerstörte Gottes- und Gemeindehäuser und 7.500 verwüstete Geschäfte war die offizielle Bilanz des Terrors. Als Vorwand des von ihnen als angeblich spontanen Akt des „Volkszorns“ deklarierten Terrors nutzten die Nationalsozialisten die Ermordung des Legationssekretärs an der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, durch den erst 17-jährigen Herschel Grynszpan. Er wollte damit auf die Abschiebung von 17.000 polnischen Juden, zu denen auch seine Eltern zählten, nach Polen aufmerksam machen.Die wegen der zerstörten Schaufensterscheiben als „Reichskristallnacht“ bekannt gewordenen Ausschreitungen waren bis dahin der Höhepunkt eines staatlichen Antisemitismus, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begonnen hatte.Die Reaktionen der Bevölkerung während des Pogroms waren zumeist von eingeschüchterter Reserviertheit geprägt. Nur wenige Menschen, die nicht der SA oder SS angehörten, beteiligten sich aktiv an den Zerstörungen und den Brandschatzungen, auch nur wenige allerdings halfen ihren jüdischen Nachbarn.Das NS-Regime deklarierte den Pogrom als „berechtigte und verständliche Empörung des deutschen Volkes“, die nach der weiteren Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben rief. Zunehmende Entrechtung, Enteignungen und „Zwangsarisierungen“ sollten die Juden zur Auswanderung zwingen. DHM