Geld: Mit schnellen Krediten eingeseift

Die Drogeriekette Rossmann bietet Kredite an. So will die Deutsche Bank neue Kunden gewinnen. Verbraucherschützer sehen die Darlehen kritisch und bemängeln fehlende Transparenz.

Und in welchem Regal ist jetzt der Kredit? Bild: dpa

Deo, Seife - und dazu noch eine kleine Wellnesspackung für den Geldbeutel? Seit einigen Wochen verkauft die Drogeriemarktkette Rossmann Kredite. "Wir wollen mit dem Angebot neue Kunden gewinnen und erhoffen uns weitere Synergieeffekte", sagt Unternehmenssprecher Edzard Schönrock. Deshalb hat sich Rossmann mit der Deutschen Bank zusammengetan. Doch Verbraucherschützer sind wenig begeistert.

Der "Rossmann Wunschkredit" richtet sich speziell an Kunden, die sich den Weg zu ihrem Berater bei der Bank sparen wollen. "Unser Ziel ist es, den Verbrauchern den Zugang zu Bankprodukten zu erleichtern", sagt Frank Strauß, zuständig für Privat- und Geschäftskunden bei der Deutschen Bank. Auch andere Einzelhändler bieten Kredite an. Der Kaffee-Röster Tchibo arbeitet mit der Royal Bank of Scotland zusammen und die Modehandelskette C&A hat sogar eine eigene Banklizenz beantragt.

Verbraucherschützer sind deshalb alarmiert. "Man wird heutzutage doch an jeder Ecke geradezu verführt, einen Kredit aufzunehmen", kritisiert Frank Weide von der Verbraucherschutzzentrale Berlin. Dabei gilt bereits jetzt jeder zehnte Erwachsene in Deutschland als überschuldet. "Praktisch jeder bekommt heute einen Kredit, die Frage ist nur, zu welchem Zinssatz."

Der Wunschkredit im Vorbeigehen funktioniere nämlich anders als Bankkredite mit von vornherein festgeschriebenen Zinssätzen. Beim Rossmann-Kredit wird der Kunde vor die Wahl von zwei möglichen Angeboten gestellt. Die erste Variante lockt den Kunden zwar mit einem festem Jahreszinssatz von 4,9 % für den fixen Betrag von 1.000 Euro. Dies Angebot gilt, sofern der Kredit innerhalb eines Jahres vom Kunden zurückgezahlt werden kann. Bei der zweiten Variante kann der Kunde einen Kreditbetrag von mehr als 1.000 Euro aufnehmen. Dabei ist die Verzinsung variabel und beginnt bei 4,9 %.

Um die genaue Höhe zu berechnen, prüfen Banken die finanzielle Lage ihrer Kunden. Bei dieser sogenannten Bonitätsprüfung wird der Kunde nicht nur auf Schufa-Einträge geprüft, sondern zusätzlich nach bankeigenen Kriterien in Risikogruppen eingestuft. "Diese Kriterien würden uns sehr interessieren, denn ich kenne kaum jemanden, der den niedrigen Zinssatz bekommt", sagt Verbraucherschützer Weide. Einkommensschwache Kreditwillige zahlen zum Beispiel hohe Zinsen. Damit deckt die Bank ihr Risiko ab, falls Kunden den Kredit nicht rechtzeitig zurückzahlen könnten.

Aber auch Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit spielen bei der Vergabe um den niedrigsten Zins eine Rolle. "Die Kunden werden durchleuchtet und wissen aber gar nicht, wie die Kriterien der Bank gewichtet sind", erklärt Weise. Im Endeffekt könne der Verbraucher nicht nachvollziehen, wonach sich der Zinssatz für den gewünschten Kredit ergebe. Ein Vergleich von Krediten sei für den Verbraucher nicht möglich. "Die Banken arbeiten nicht transparent."

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