Klimakonferenz: Aufwärmen am Polarkreis

Ein halbes Jahr vorm nächsten Klimagipfel suchen Umweltminister aus 27 Ländern im informellen Gespräch nach Wegen, die Blockade im Kioto-Prozess aufzubrechen.

Schon in 50 Jahren könnte es hier eisfrei sein. Bild: dpa

STOCKHOLM taz Beim G-8-Gipfel sei ein Rahmen gesetzt worden, der nun passenderweise gleich mit Inhalt gefüllt werden könnte, verkündete Schwedens Umweltminister Andreas Carlgren am Montag optimistisch bei der Eröffnung einer internationalen Umweltministerkonferenz in Riksgränsen. Im äußersten Nordschweden, 200 km nördlich des Polarkreises, wollen UmweltministerInnen aus 27 Ländern bis zum Donnerstag darüber beraten, wie es mit der globalen Klimapolitik nach dem 2012 auslaufenden Kioto-Abkommen weitergehen soll. Statt eines Zwangs, sich auf im Zweifel inhaltlich wenig konkrete Resolutionen zu einigen, will man laut Carlgren vor allem die gegenseitigen Positionen kennen lernen: "ein informelles Treffen, bei dem Gelegenheit besteht, auch mal etwas tiefgründiger zu diskutieren". Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) wird etwas konkreter: "Das Treffen soll Impulse geben für die UN-Klimakonferenz in Bali im Dezember." Würden einige Nägel mit Köpfen gemacht, hätte man dagegen allerdings in Stockholm sicherlich auch nichts einzuwenden. Gern würde nämlich die konservative Regierung die schwedische EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2009 mit einem Vermittlungserfolg zum Klimathema krönen.

Eine Vision, wie es weitergehen könnte bei Fragen von den Klimaquoten bis zum Einsatz gegen die unkontrollierte Abholzung von Wäldern, soll diese auch offiziell als "Dialog über den Klimawandel" angekündigte Konferenz bringen. Neben den G-8-Staaten ohne Teilnahme Russlands können sich auch die Vertreter von Ländern wie Bangladesch und Tuvalu davon überzeugen, dass sich auch hier in Lappland die Erderwärmung deutlich bemerkbar macht.

Konnte man in Riksgränsen traditionell noch Ende Juni unter der Mitternachtssonne Ski laufen, wurden die UmweltministerInnen am Montag nur noch von einigen kümmerlichen Schneeresten und Temperaturen über null Grad empfangen. Eine passende Illustration für den Alarmrapport "Global Outlook for Ice and Snow", der vor einer Woche vom UN-Klimaprogramm Unep im nicht allzu weit entfernten nordnorwegischen Tromsö vorgelegt worden war. In diesem neuen Klimabericht haben 70 ForscherInnen vorherzusehen versucht, welche Auswirkungen es haben könnte, dass in den Nordregionen der Erde die Temperaturen sogar doppelt so rasch steigen wie global. Eines ihrer Szenarien: Statt, wie bislang angenommen, in 80 Jahren könnten das Eis in den nordpolaren Meeresregionen und weite Teile der Schneedecke hier bereits in 50 Jahren verschwunden sein.

Angesichts braungrauer Flächen und Schmuddelwetters statt weißen Schnees haben es die 29 MinisterInnen in Riksgränsen vielleicht etwas leichter, sich auf einen zentralen Punkt der Tagesordnung zu verständigen: eine Einigung auf die Grundlinien eines Abkommens über Energieeffizienz. Es geht letztendlich um das Überleben auf diesem Planeten, stimmte der schwedische Umweltminister seine KollegInnen eindringlich auf ihre Verantwortung ein.

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