Klimaschutz: Sünder unter deutschen Dächern

Trotz der großen Klimadebatte zögern die Deutschen, ihre Energiefresser rauszureißen. Gerade mal zehn Prozent aller Heizkessel seien auf Stand der Technik, klagen Verbände.

Zum Fenster rausgeheizt: Rote Farbe zeigt, wie die Wärme aus dem Haus strahlt. Bild: dpa

BERLIN taz Trotz Klimadebatte und steigender Energiepreise zögern deutsche Haubesitzer, ihre alten Heizanlagen durch sparsamere zu ersetzen. Besonders groß ist der Modernisierungsstau in den westlichen Bundesländern, während in Ostdeutschland viele Eigentümer bereits in den 90er-Jahren ihre Kohleöfen durch modernere Heizananlagen austauschten. Von Januar bis April dieses Jahres brach der Heizanlagenmarkt um 17 Prozent ein, teilte der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) am Montag mit. Der Verband vertritt die Hersteller von Heiztechnik. Wenn nicht mehr neue Heizanlagen und Wärmedämmungen eingebaut würden, könne Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen, warnte der Verband. Ein Großteil der Energie wird in Gebäuden verbraucht, mehr als in Industrie oder Verkehr.

Besonders dramatisch war der Rückgang beim Einbau von Biomasse-Heizungen, hauptsächlich Pellet-Heizungen. In diesem Bereich wurden im ersten Jahresdrittel 60 Prozent weniger Anlagen installiert als noch vor einem Jahr. BDH-Chef Klaus Jesse führte diesen Einbruch auf "einen ganzen Rosenstrauß von Gründen" zurück. So hätten viele Verbraucher Investitionen wegen der Mehrwertsteuererhöhung zum Jahreswechsel bereits 2006 realisiert. Auch der warme Winter habe nicht zu Investitionen angeregt. Zudem hätten sich die Pellet-Preise, die wegen der hohen Nachfrage stiegen, und die Diskussion über Feinstaub-Emissionen von Holzheizungen ausgewirkt.

Rund 24 Millionen der insgesamt 37 Millionen Wohneinheiten in Deutschland verbrauchen zu viel Energie, schätzt der BDH. Gerade mal 10 Prozent aller Heizkessel seien auf dem Stand der Technik: zum Beispiel Gas- und Brennwertkessel, Wärmepumpen und Biomassekessel sowie solarthermische Anlagen. Obwohl sich der Austausch eines veralteten Heizkessels innerhalb von sechs bis sieben Jahren rechne, würden Heizungen auch bei Modernisierungen oft nicht erneuert. Bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten seien die beste Anregung für Investitionen in Energiesparmaßnahmen, so BDH-Chef Jesse. "Uns fehlt es aktuell an Maßnahmen."

Schon heute gibt es eine Vielzahl von Programmen, mit denen der Staat Energiesparmaßnahmen von Hausbesitzern fördert. So vergibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zinsgünstige Darlehen, vermittelt über die Hausbanken der Kreditnehmer, für verschiedene Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Dazu zählen etwa das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, das Programm zur Solarstrom-Erzeugung oder zum ökologischen Bauen.

Über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wird das Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien abgewickelt. In diesem Programm wird die Errichtung von Biomasse-, Photovoltaik- und solaren Wärmegewinnungsanlagen mit Zuschüssen gefördert. Neben den Fördermitteln des Bundes bieten auch einige Bundesländer sowie Kommunen Unterstützung an.

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