KOMMENTAR: MICHAEL QUASTHOFF ÜBER DAS ELTERNWAHLRECHT
: Wulff stellt sich gegen freien Elternwillen

Die FDP will Niedersachsens Schüler zukünftig nach neuen Kriterien selektieren

Nach Ansicht von Christian Wulff (CDU) müsse es um das Kindeswohl gehen und „nicht um übersteigerten Ehrgeiz von Eltern“. So sprach er vor zwei Wochen auf dem Philologentag. Was ihn dabei geritten hat? Gute Frage. Damit stellte er sich der FDP an die Seite, die beschlossen hat, Niedersachsens Schüler nach neuen Kriterien zu selektieren.

Dumm nur, dass der freie Elternwille bei der Wahl einer weiterführenden Schule bisher zu den Basics christdemokratischer Schulpolitik gehörte. Genau wie das Fehlen von Aufnahmeprüfungen. Anders ließe sich sein starres Festhalten am obsoleten dreigliedrigen Schulsystems auch gar nicht rechtfertigen. Schon gar nicht vor Bürgern, die dieses System mehrheitlich längst abgeschrieben haben.

Zum Schuljahresbeginn hatten über 21 Prozent der Viertklässler eine Empfehlung für die Hauptschule – kaum mehr als die Hälfte der Eltern hielt sich daran. Die Kultusministerin hat das begriffen, ebenso die Schulexperten der CDU-Fraktion. Sie lehnen den FDP-Vorstoß ab. Karl-Heinz Klare, stellvertretender Fraktionschef, warnte eindringlich vor dem Zorn der Erziehungsberechtigten.

Zu Recht, wie die Hamburger Debatte zeigt. Dort läuft mittlerweile ein Volksbegehren gegen die schwarzgrünen Pläne. Diese sahen vor, ausschließlich Lehrer über die weiterführende Schule entscheiden zu lassen.