Irak: Großoffensive gegen al-Qaida

Die USA wollen mit zusätzlichen 10.000 Soldaten den Einfluss von Terrorgruppen in Dijala brechen. In Bagdad kommen bei einem der schwersten Anschläge seit Wochen Dutzende ums Leben.

Mindestens 75 Tote forderte der Selbstmordanschlag vor der Kholani-Moschee in Bagdad : dpa

ERBIL taz Einer der schwersten Bombenanschläge seit Wochen hat am Dienstag in Bagdad nach Polizeiangaben mindestens 75 Tote und 130 Verletzte gefordert. Kurz vor 14 Uhr explodierte vor der schiitischen Kholani-Moschee im Zentrum der irakischen Hauptstadt eine Autobombe. Der Anschlag trägt die Handschrift von sunnitischen Terrorgruppen um al-Qaida im Irak, die damit den schwelenden Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten weiter anheizen will.

Im Kampf gegen al-Qaida starteten die Amerikaner seit dem Wochenende zwei Großoffensiven südlich und nördlich von Bagdad. In der Nacht von Montag auf Dienstag rückten sie mit 10.000 Soldaten, Panzern und Kampfhubschraubern in die Provinz Dijala im Nordosten der Hauptstadt vor. Es ist einer der größten Militäreinsätze seit dem Sturz des Saddam-Regimes. Ziel der Offensive sei es, den Einfluss von al-Qaida in Dijala zu brechen und ihrer Bedrohung für die Bevölkerung ein Ende zu bereiten, sagte General Mick Bednarek von der an der Operation beteiligten 25. Infanteriedivision.

In den ersten Stunden der Offensive seien 22 Extremisten getötet worden, teilte die US-Militärkommandantur in Bagdad mit. Nach Angaben von Lokalpolitikern haben die Kämpfe jedoch auch Tote unter der Zivilbevölkerung gefordert. Der erste Angriff am Dienstagmorgen konzentrierte sich auf die Provinzhauptstadt Bakuba, wo die Amerikaner mehrere hundert Al-Qaida-Kämpfer vermuten.

Nach Angaben des Sprechers der kurdischen Armeeeinheiten, Jaber Yawer, sind an der Operation auch mehr als 2.000 Peschmerga beteiligt. Sie seien zur Unterstützung der amerikanischen und irakischen Truppen in die Umgebung von Mandali und Khanakin verlegt worden, sagte Yawer. Das Gebiet im Norden von Dijala, das mehrheitlich kurdisch ist, wird von den Kurden als Teil ihres Teilstaates beansprucht.

Einst für seine Orangenplantagen und seinen Honig berühmt, machte sich Dijala schon kurz nach dem Sturz des Saddam-Regimes als Untergrundhochburg einen Ruf. Während der Diktatur hatte das Regime in dem Gebiet zwischen Bagdad und Bakuba gezielt arabische Stämme angesiedelt, aus denen es hochrangige Kader für den Militärgeheimdienst rekrutierte. Aus deren Reihen kommt heute nach Erkenntnissen von irakischen Aufklärern auch das Rückgrat der sunnitischen Extremisten. Andere wurden durch die mangelnde Bereitschaft der jetzt die Lokalverwaltung und die Sicherheitskräfte dominierenden Schiiten und Kurden zu Zugeständnissen gegenüber den Sunniten, die in Dijala die Mehrheit bilden, den Aufständischen in die Arme getrieben. Dies bildete den Nährboden für die Festsetzung von al-Qaida. In den vergangenen Monaten hat der mit al-Qaida verbündete "Islamische Staat" in der Umgebung von Bakuba ein solches Terrorregime errichtet, dass etliche sunnitische Stammeschefs mit den Extremisten gebrochen habe

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