Großbritannien: Lose verbandelt mit al-Qaida

In Großbritannien sind weitere Verdächtige im Zusammenhang mit den geplanten Bombenanschlägen verhaftet worden. Schlüssel zum Fahndungserfolg: Handys

Alltägliches unter Verdacht: Das Mobiltelefon. : dpa

BERLIN taz Diesmal waren es keine Briten. Die fünf Personen, die in Zusammenhang mit den drei fehlgeschlagenen Anschlägen in London und Glasgow verhaftet wurden, waren in den vergangenen zwölf Monaten nach Großbritannien eingereist. "Ich bin sicher, dass besonders die Bevölkerung von Glasgow beruhigt sein kann", sagte der stellvertretende Polizeichef John Neilson. "Diese jungen Leute sind nicht eure jungen Leute."

Gestern Nachmittag wurden zwei weitere Personen in Schottland festgenommen. Die Identität der beiden 25 und 28 Jahre alten Männer wurde bisher nicht bekannt gegeben. Die anderen fünf, die am Wochenende verhaftet wurden, stammen nach Angaben der Polizei aus dem Nahen Osten. Die Sicherheitskräfte sind davon überzeugt, dass die Attentäter zumindest lose dem Al-Qaida-Netzwerk angehören.

Die entscheidenden Hinweise für die Fahndung nach den Tätern erhielt die Polizei durch die Mobiltelefone, mit denen die Nagelbomben in den Autos vor einer Londoner Diskothek und in einer benachbarten Tiefgarage gezündet werden sollten. Die Attentäter hatten diese Telefone mehrmals angewählt, doch der Zündmechanismus versagte.

So war es eine Kleinigkeit, die Anrufe zurückzuverfolgen. Aufgrund dieser Information und aufgrund des dichten Netzes von Überwachungskameras in der Londoner Innenstadt wurde wohl auch ein Ehepaar nach einer Verfolgungsjagd auf einer Autobahn in Nordengland festgenommen. Bei dem 26-jährigen Mann, der in Begleitung seiner ein Jahr älteren Frau war, handelt es sich um den jordanischen Neurologen Mohammed Asha.

Offenbar hatte die Polizei aufgrund der Mobiltelefone auch frühzeitig von dem geplanten Anschlag in Glasgow erfahren. Kurz vor dem Attentat waren Beamte bei dem Maklerbüro aufgetaucht, das eine Wohnung an einen Arzt vermietet hatte, der am Royal Alexandra Hospital in Paisley arbeitete. Er war einer der beiden Männer, die bei dem Anschlag auf den Flughafen verhaftet wurde. Der andere, der sich mit Benzin übergossen und angezündet hatte, wurde mit schweren Verbrennungen in eben dieses Krankenhaus eingeliefert. Das Auto auf dem Krankenhausparkplatz, das die Polizei am Sonntag sprengte, gehörte vermutlich dem Arzt.

Die höchste Alarmstufe, die am Samstag verhängt wurde, bleibt vorerst bestehen. Die Sicherheitsvorkehrungen auf den britischen Flughäfen wurden verstärkt, was zu Beginn der Ferienzeit zu erheblichen Behinderungen führt. Der britische Geheimdienst hat sämtliche anderen Operationen ausgesetzt, um sich auf die Suche nach den Tätern konzentrieren zu können. Laut US-amerikanischen Medienberichten vernehmen die US-Behörden zurzeit einen Al-Qaida-Überläufer, der die Verhafteten zweifelsfrei identifizieren soll.

Der britische Premierminister Gordon Brown hat gestern erneut dazu aufgerufen, wachsam zu sein, sich aber nicht verrückt machen zu lassen. Die Sicherheitskräfte, so wurde gestern bekannt, hatten bereits vor drei Monaten vor Anschlägen zum Ende von Tony Blairs Amtszeit gewarnt. Damals wurden Broschüren mit Verhaltensmaßregeln an Diskothekenbesitzer verteilt.

Laut britischen Presseberichten soll vor drei Wochen in Pakistan eine "Al-Qaida-Abschlussfeier" stattgefunden haben. Danach seien fünfzig zu Selbstmordattentaten bereite Männer nach Großbritannien und in andere westliche Länder gereist.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.