Gebühren für mehr Studienplätze

Wissenschaftssenator träumt von bis zu 40.000 zusätzlichen Studienplätzen in Hamburg. Angebotsausbau, kalkuliert Dräger, könne durch Studiengebühren mitfinanziert werden. Hochschul-Chef: „Das war so nicht vereinbart“

Entgegen früherer Ansagen erwägt Wissenschaftssenator Jörg Dräger, aus Studiengebühren zusätzliche Studienplätze in Hamburg zu finanzieren. „Wir überlegen, einen Teil der Gebühreneinnahmen für den Ausbau von Studienplätzen zu verwenden“, sagte gestern seine Sprecherin Sabine Neumann der taz. Der Senator habe „die Vision“, 20.000 bis 40.000 neue Plätze zu schaffen.

Bisher hatte der Parteilose stets erklärt, die spätestens 2007 geplanten „Beiträge“ sollten nur zur Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen eingesetzt werden dürfen. Mit Gebührenstart „sollen auch die Kapazitäten moderat erhöht werden“, räumte Dräger dagegen gestern im Abendblatt ein.

Schon heute ringen an der Hamburger Uni mehr als drei Bewerber um einen Platz. Aufgrund der Verkürzung der Schulzeit machen von 2008 bis 2014 im Norden immer zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur, so dass auf die Hochschulen die doppelte Zahl an Bewerbern zukommt.

Wie Neumann gestern betonte, hält der Senat trotzdem an seinem 2002 gefassten Plan fest, bis 2012 stadtweit 15 Prozent der Studienanfängerplätze abzubauen. Dadurch solle die Betreuung der Studierenden und die Ausbildung insgesamt „qualitativ besser werden“. Die Stadt verstehe sich jedoch als „wachsende Metropole“, fügte Neumann hinzu: „Langfristige Perspektive“ sei darum der Platzausbau, sagte sie, ohne einen Termin zu nennen.

Um mit anderen Metropolen konkurrieren zu können, hatte Dräger bereits 2003 öffentlich und im Widerspruch zur eigenen Politik gewarnt, brauche Hamburg mehr Studenten. Madrid oder Mailand etwa seien mit mehr als 260.000 Studenten „große Hochschulstandorte“. Die Hansestadt habe auf die Einwohnerzahl bezogen mit knapp 70.000 dagegen zu wenig Hochschüler, bekräftigte er nun.

Das Uni-Präsidium wollte Drägers Bekenntnis nicht kommentieren. Der Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Michael Stawicki, ermahnte den CDU-Senat, wenn er die Verkürzung der Schulzeit beschließe, „muss er jetzt auch dafür sorgen, dass der nächste Schritt ausfinanziert ist“. Deutschland bilde im europäischen Vergleich ohnehin schon zu wenig Akademiker aus.

Einnahmen aus Studiengebühren für den Platzausbau zu nutzen, hält der HAW-Chef für problematisch: „Das war so nicht vereinbart.“ Anders als versprochen, würde dadurch nicht die Lehre verbessert, „sondern nur die Verschlechterung von Lehre verhindert“. Eva Weikert