Gereizte Partizipatoren

DUELL taz-Bericht über gescheiterte Anti-AKW-Schau im Altonaer Museum reanimiert Teilhabe-Disput

„Natürlich sind wir AKW-Gegner. Da wollen wir uns auch nicht verbiegen.“ Dieter Kröger, Mitglied der Bürgerinitiative „Altonaer Museum bleibt“, lässt keine Zweifel an seiner politischen Haltung. Und die wollte er – gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Bürgerinitiative – in genau dieses Museum bringen, das 2011 der Schließung entkam.

Seine eigene Plakat-, Flugblatt- und Fotosammlung zu den Brokdorf-Protesten der 1980er Jahre wollte Kröger im Wesentlichen zeigen. Es war als Akt der Partizipation gedacht – und scheiterte genau daran. Denn Museumschef Torkild Hinrichsen wollte die Schau nach anfänglicher Euphorie nicht mehr. Es habe zu keinem Zeitpunkt ein inhaltliches und finanzielles Konzept gegeben, hatte er der taz gesagt.

Ausgewogen politisch

Das stimme nicht, sagt die Bürgerinitiative jetzt. „Wir wollten keine einseitige Schau, wie es Herr Hinrichsen unterstellt“, sagt Kröger. Auf zehn Prozent der Fläche habe man durchaus auch Flyer des AKW-Forums zeigen wollen, „und finanzieren wollten wir uns über Crowdfunding“.

Beides sei zu wenig, entgegnet Hinrichsen: Erstens müsse man auch den kulturhistorischen Rahmen samt Gegenstimme – etwa von Vattenfall – zeigen, damit die Schau ausgewogen sei. Zweitens halte er Crowdfunding für Träumerei.

„Wir hätten das Geld schon zusammenbekommen“, sagt Kröger. Und das Konzept habe man immer wieder ergänzt. Kröger verweist auf Workshop-Protokolle, die da eingeflossen seien. „Da muss sich eine Institution eben mal auf uns Laien einstellen.“

So steht Aussage gegen Aussage, und übrig bleibt die Frage: Wie politisch darf ein kulturhistorisches Museum sein? Er habe nichts gegen politische Ausstellungen, sagt Hinrichsen – wenn sie ausgewogen seien. „Objektivität ist relativ“, sagt wiederum Kröger. „Und eine Ausstellung über die Anti-AKW-Bewegung verhandelt nun mal nicht Für und Wider der Atomkraft.“

Warum aber hat Kröger die Schau später keinem anderen kulturhistorischen Museum angeboten – etwa dem Museum der Arbeit oder dem für Hamburgische Geschichte? „Wir haben als Bürgerinitiative nun mal das Altonaer Museum gerettet, damit es sich ändert und partizipativer wird“, sagt er. Für Hinrichsen klingt das wie moralischer Druck.  PS