Energiegipfel: "Effizienz ist ins Zentrum gerückt"

Die Energiegipfel waren sinnvoll, sagt dena-Chef Stephan Kohler. Rechtliche Vorgaben und Druck der Kunden würden aber helfen, die Potenziale auszuschöpfen.

Egal ob erneuerbare oder fossile Energien - die Effizienz muss gesteigert werden. Bild: dpa

taz: Was haben uns die drei Energiegipfel gebracht, die hinter uns liegen?

Stephan Kohler: Das Thema Energieeffizienz ist ins Zentrum der Gesellschaft gerückt. Die Kanzlerin hat klar gemacht, dass eine 3-prozentige Effizienzsteigerung pro Jahr erreichbar ist. Das erachte ich als sehr wichtig, weil die Energiedebatte bislang sehr stark energieträgerorientiert diskutiert wurde.

Dafür bräuchte man aber doch keine Gipfel. Die Bundesregierung hätte auch einfach Verordnungen oder Gesetze verabschieden können!

Das Gipfelformat bindet Wirtschaftsvertreter ein. Die Wirtschaft hat sich über die Ziele der Politik informiert und Anmerkungen gemacht, die in die weitere Ausgestaltung der Gesetze einfließen werden. Wirtschaftsminister Michael Glos und Umweltminister Sigmar Gabriel werden jetzt bis zur Kabinettsklausur im August ein Eckpunktepapier zu einem Klimaschutz- und Energiebeschleunigungsgesetz erarbeiten, das dann im Herbst eingebracht und beschlossen werden soll.

Die drei Gipfel waren demnach notwendig, um Politik machen zu können?

Die drei Gipfel waren sinnvoll, weil es auf dem Energiesektor - anders als in anderen Bereichen - einen Dreiklang geben muss: Ordnungsrecht, Förderpolitik, Marktinstrumente. Nur wenn diese drei Elemente zusammenwirken, lassen sich die ehrgeizigen Ziele der Bundesrepublik verwirklichen. Und das jährliche 3-Prozent-mehr-Effizienz-Ziel ist ehrgeizig.

Die Wirtschaft behauptet sogar, es sei unrealistisch. Kann man sie gesetzlich zwingen, mitzumachen?

Nein, eben nicht. Es geht nur mit dem eben genannten Zusammenspiel. Ich habe die Wirtschaft auch nicht ablehnend erlebt. Klaus Rauscher, der Chef von Vattenfall, hat zum Beispiel erklärt, die Wirtschaft werde ihren Beitrag leisten. Nach dem letzten Gipfel ist völlig klar: Die Wirtschaft wird sich keine Verweigerungshaltung erlauben können.

Praktisch gesprochen: Wie lassen sich jährlich 3 Prozent Energie einsparen?

Nur ein Beispiel: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den 50er-Jahren ganz viele Häuser gebaut. 50 Jahre später kommt dieser Gebäudebestand - die Hälfte aller Wohnungen - in die Sanierungsphase. Das müssen wir ausnutzen. Wir brauchen engagierte Sanierungsnormen, engagierte Förderinstrumente und technisch sinnvolle Lösungen.

Die Konzerne haben nach dem Gipfel erklärt, die Merkelschen Ziele kosten viel Geld, das letztlich die Verbraucher zahlen müssen. Stimmt das?

Nein. Die Deutsche Energieagentur dena hat nachgewiesen, dass ein Vier-Personen-Haushalt beispielsweise im Strombereich bereits heute jährlich 250 bis 300 Euro jährlich einsparen kann, wenn er auf die effizientesten Geräte setzt.

Macht aber fast niemand. Die meisten Leute interessieren sich deshalb nicht für Energiesparlampen, weil Strom einfach so billig ist. Wäre es für Klimaschutz und Energieproduktivität nicht wünschenswert, wenn Strom teurer würde?

Die heutigen Strompreise reichen aus, um die Einsparpotenziale wirtschaftlich erschließen zu können. Was hilfreich zum Ausschöpfen der Potenziale wäre, sind Marktmechanismen und Ordnungsrecht: Wenn der Kunde ein neues Gerät kauft, sollte er erfahren, was ihn das tatsächlich kostet - und wie er sparen kann.

NICK REIMER

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