TV-Serien-Ausstellung: Daily Soaps? Zum Heulen!

Eine Ausstellung über 15 Jahre Fernseh-Seifenopern im Düsseldorfer Filmmuseum hält nicht, was sie verspricht.

Soap Devotionalien - Fade wie Kernseife Bild: dpa

Hätte sich mal jemand bemüht, all die Tränen aufzufangen, die bislang in deutschen Seifenopern geflennt wurden, könnte man damit heute locker ein Olympia-Schwimmbecken füllen. Allein die vier größten Daily Soaps deutscher Herkunft - "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Unter uns" (beide RTL), "Verbotene Liebe" und "Marienhof" (beide ARD) - bringen es auf zusammen bislang rund 13.000 Folgen.

Das macht gut sieben Monate Dauerseife, non-stop. Und geflennt wird da bekanntlich viel. Außerdem gelogen, gehasst und freilich auch geliebt. Aus allertiefstem Herzen. Die älteste deutsche Seifenoper, "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", von Fans nur "GZSZ" genannt, feierte unlängst ihr 15-Jähriges Bestehen. Grund genug für das Düsseldorfer Filmmuseum, dieses TV-Phänomen mit einer Ausstellung zu würdigen. Immerhin sitzen täglich mehrere Millionen Zuschauer vor der Glotze, um mitzufiebern, wenn wieder irgendein Flo irgendeine Julia bezirzt/betrügt/verlässt oder umgekehrt.

Schon das nachhaltige Zuschauerinteresse scheint eine zunächst absurd erscheinende Musealisierung des künstlichsten aller Fernsehgenres zu rechtfertigen. Nur ist die Düsseldorfer Ausstellung leider so fade wie Kernseife. Und vor allem: Sie ist keine Würdigung des Phänomens im Allgemeinen, wie der Titel der Schau "15 Jahre Daily Soap in Deutschland" vermuten lässt. Gerade mal fünf schmale Vitrinen im dritten Stock des Museums umfasst die Ausstellung, vier davon ausschließlich mit "GZSZ"-Utensilien befüllt: Neben allerlei knalldoofen Werbeprodukten der Serie gibt es dort Serienausschnitte, Poster und CDs zu bestaunen, dazu triviale Requisiten und eine Kulisse, vor der nicht mal Hardcore-Fans niederknien dürften.

Am lustigsten sind noch die Pseudo-Produkte, die eigens für "GZSZ" erdacht werden, um keine Schleichwerbung für real existierende Marken zu machen. Eine Zeitschrift etwa mit dem Titel: "Kelly - Das Frauen-Fun-Magazin". Titelstory: "Croft oder Christiansen - was für ein Typ sind Sie?" Nun, das sollte rasch beantwortet sein.

Nein, diese Ausstellung ist nicht nur in wenigen Minuten durchschritten, sie ist auch aus Gesichtspunkten der Musealisierung misslungen. Die Historie der Daily Soap, deren Bezeichnung auf Waschmittelkonzerne wie Procter & Gamble zurückgeht, die im Amerika der Dreißigerjahre als Hauptsponsor solcher Serien fungierten, wird in Düsseldorf nur sachte umrissen. Und die Geschichte deutscher Seifenopern, abseits von "GZSZ", fehlt völlig.

Man habe eben die "GZSZ"-Exponate am leichtesten bekommen, sagt die Museumsleitung. Um weitere, so scheint es, hat man sich erst gar nicht bemüht. Was vor allem einige Soap-Sternchen bei der Eröffnung vergrätzte: Alles nur von "GZSZ", nix von uns, sagte einer der Darsteller, dessen Name derzeit leider unauffindbar ist. Er war sichtlich betrübt. Allein - Tränen hat er deswegen keine vergossen.

"15 Jahre Daily Soap in Deutschland"; Filmmuseum Düsseldorf, bis 29. Juli 2007, Infos: (02 11) 8 99 22 32

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