piwik no script img

KommentarKaputtes Leistungsdenken

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Das Olympische Komitee hat Spiele für 14-18-Jährige beschlossen. Eine denkbar schlechte Idee, um die Jugend in Bewegung zu bringen.

D ie alten Herren des Internationalen Olympischen Komitees machen sich Sorgen um die Zukunft der Jugend. Die werde immer träger, wende sich vom Sport ab. Um dem entgegenzuwirken, hat Jacques Rogge, der Präsident des IOC, die Idee entwickelt, Olympische Spiele für 14- bis 18-Jährige zu veranstalten. 2010, so wurde es nun beschlossen, sollen sie zum ersten Mal stattfinden. Welch ein Horror!

Die Bilder von Jugendlichen, die mit ihren klein gehaltenen Kinderkörpern über den Schwebebalken und auf dem Stufenbarren turnen, gehören seit Jahrzehnten zu den unappetitlichsten, die von den Olympischen Spielen in die Welt gesendet werden. Nicht vergessen sind auch die Wundersportler der DDR, die teilweise von früher Jugend an mit Hilfe von gesundheitsschädlichstem Doping an die internationale Leistungsspitze herangezüchtet wurden. Auch die Bilder der ehrgeizigen Eltern, die mit Schaum vor dem Mund auf Schiedsrichter losgehen, wenn sie glauben, dass ihr kleiner Nachwuchskicker benachteiligt wird, liefern nicht gerade gute Argumente für den Jugendleistungssport.

Mehr als 3.000 Jugendliche sollen nicht an den Minispielen teilnehmen dürfen. Das soll den Aufwand für die Organisatoren in Grenzen halten. Es führt aber auch dazu, dass eine Auswahl getroffen werden muss. Nur die Besten werden dabei sein dürfen. Normen müssen aufgestellt werden. Nur wer sie erbringt, darf zum Juniorolympioniken werden.

Es ist ja schön, wenn sich die Spitzenfunktionäre des Sports Gedanken über die Gesundheit der Jugend in aller Welt machen. Sie in Wettkämpfe, olympische gar, zu schicken ist in diesem Sinne jedoch ein gänzlich ungeeigneter Weg. Schon jetzt sinken die Mitgliederzahlen der Vereine, wenn die Übungsgruppen nur noch nach Leistung sortiert werden. Gesundheitssport funktioniert nur, wenn nicht allein der Leistungsgedanke zählt. Wenn ein 14-jähriger 100-Meter-Läufer seine Olympiamedaille bejubelt, hat sein dicklicher Klassenkamerad wahrscheinlich längst aufgegeben. Olympische Minispiele sind ein ungeeignetes Mittel, die Jugend der Welt in Bewegung zu bringen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!