Brasilien: U-Boot, AKWs, Urananreicherung

Brasiliens Präsident Lula da Silva lässt die alten Atomprogramme der Militärdiktatur wieder aufleben.

"Den Luxus leisten": Brasiliens Präsident Lula da Silva Bild: dpa

BUENOS AIRES taz Brasilien will ein Atom-U-Boot bauen. Das hat Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Mittwoch beim Besuch eines Technologiezentrums der Marine bekannt gegeben. Brasilien werde in den kommenden acht Jahren rund eine halbe Milliarde US-Dollar dafür zur Verfügung zu stellen, kündigte Lula an. "Wenn es nur am Geld mangelte, das wird nicht mehr fehlen," so Lula. Die Marine soll damit die Küste besser bewachen können.

Brasilien "kann sich den Luxus leisten, in wenigen Jahren zu den wenigen Ländern zu gehören, die den Prozess der Anreicherung beherrschen," so Lula weiter. Der Präsident träumt davon, sein Land werde sich mit dem Atomprogramm "endgültig in einen souveränen Staat verwandeln". Der Minderwertigkeitskomplex rührt aus dem vorigen Jahrhundert. Während der Militärdiktatur zwischen 1964 und 1985 hatte das Land ein Atomprogramm entwickelt, das jedoch Anfang der 1990er-Jahre eingestellt worden war.

Brasilien verfolgt damit im Grunde exakt die gleichen Ziele wie das umstrittene Atomprogramm des Iran. Aus den USA ist jedoch kein Aufschrei zu erwarten. Lula ist nicht der Anführer eines Schurkenstaates. In der Region besitzt nur Argentinien ein eigenes Atomprogramm. Die Militärs beider Länder hatten sich auf dem Gebiet lange Jahre einen Wettlauf geliefert.

Jetzt hat Brasilien sein Atomprogramm wiederbelebt und ist bestrebt, den Brennstoffkreislauf zu schließen. Im Mai 2006 wurde mit der Urananreicherung offiziell begonnen. Die Marine betriebt in dem Technikzentrum zwei kleine Wiederaufbereitungsanlagen. Ob sie wirklich bereits laufen, ist unklar.

Wie erwartet hat Lula jetzt auch dem Bau des AKW Angra 3 zugestimmt. In Brasilien laufen derzeit zwei Atomkraftwerke. Angra 3 liegt wie das U-Boot-Projekt seit über 20 Jahren auf Eis. Atomstrom hat einen Anteil von 2 Prozent an der brasilianischen Stromversorgung. Das Land setzt vor allem auf Wasserkraft.

Einen Tag vor Lulas Bekanntgabe hat das Umweltministerin die vorläufige Erlaubnis für den Bau von zwei umstrittenen Staudämmen am Rio Madeira erteilt, dem wichtigsten Amazonas-Zufluss. Geplant sind hier zwei Wasserkraftwerke mit jeweils mehr als 3.000 Megawatt Leistung. Die Ministerin durfte der Erlaubnis zwar 33 Auflagen zum Schutz des Regenwaldes und des Wassers anhängen, aber Brasiliens Energiehunger wird sich damit nicht aufhalten lassen. "Wenn die Wirtschaft jährlich um 5 Prozent wachsen soll, müssen wir den Investoren versichern können, dass in Brasilien ab 2012 kein Energiemangel herrschen wird. Bis 2012 ist das garantiert, aber danach müssen wir mehr produzieren," hatte Lula Anfang Juni erklärt.

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