Beachvolleyball: Ende eines Trends

Beachvolleyball ist zur medialen Randsportart verkommen. Darunter hat auch der Nachwuchs zu leiden.

Grauer Himmel, halbleere Tribünen - Der Berliner Beachvolleyball Grand Slam 2007. Bild: dpa

BERLIN taz Athletische Körper, die artistisch nach dem Ball im Sand hechten, gut gelaunte, zum Takt der Musik klatschende Zuschauer und mit RTL ein Fernsehsender, der den Strandsport einem breiten Publikum zugänglich macht. So stimmungsvoll ist vielen die Berliner Beachvolleyball-WM vor zwei Jahren im Gedächtnis geblieben. Derzeit spielt die Weltelite wieder in Berlin. Bis Sonntag noch dauert das Grand-Slam-Turnier.

Doch die WM-Euphorie ist lange verklungen. "Das diesjährige Turnier ist eine Bewährungsprobe für den deutschen Markt", sagt Andreas Scheuerpflug, ehemaliger Weltklassespieler und Manager des derzeit besten deutschen Gespanns Julius Brink und Christoph Dieckmann. RTL hat sich längst wieder von dem Sport verabschiedet. "Die Zuschauerzahlen gaben nicht das her, was sie brauchten", so Scheuerpflug. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen lieber Dopingtouren. Nur bei Eurosport gibt es Bilder der mit 600.000 Euro dotierten Veranstaltung. "Unser Sport wird in den Medien negativer gesehen, als er tatsächlich ist", beklagt sich Scheuerpflug. Immerhin sind ein Männer- und zwei Frauenteams aus Deutschland unter den Top Ten der Welt.

Doch die fehlende Präsenz der ehemaligen Trendsportart in der deutschen Fernsehlandschaft ist nur ein Problem. Seit 2004 wenden sich immer wieder Sponsoren ab. Die ehemals lukrative deutsche Turnierserie ist für die Besten der Welt uninteressant geworden. Darunter hat vor allem der Nachwuchs zu leiden, denn "Talente müssen sich mit den Besten messen, um sich weiterentwickeln zu können", erklärt Bernd Schlesinger, der Heimtrainer von Dieckmann/Brink, und fügt hinzu: "Bei den deutschen Turnieren verdient seit 2005 nur der Erstplatzierte Geld, die Plätze zwei bis vier gehen mit plus minus null nach Hause."

Für die weitaus lukrativere Europa- und Weltserie dürfen nur Teams melden, die entweder im Nationalkader sind oder die sich über deutsche Turniere qualifizieren. Beim Deutschen Volleyballverband (DVV) hat man das Problem erkannt. "Wir unterstützen junge Teams durch Fahrtkosten für wichtige Turniere", sagt Lars Elsäßer, Koordinator für Beachvolleyball beim DVV. Seit einem Jahr arbeitet zudem ein Spielervertreter eng mit dem Verband zusammen. Er soll beim Übergang der U23-Spieler in den Profibereich helfen. "Die Zusammenarbeit zwischen Spielern und Verband ist hervorragend", meint auch Julius Brink. Im Nachwuchsbereich arbeiten mittlerweile vier Trainer, darunter Jörg Ahmann, Bronzemedaillengewinner von Sydney 2000. Deutschland belegt im internationalen Vergleich auf Juniorenebene hinter Brasilien Platz zwei. Dafür, dass diese Talente den Sprung in den Profibereich schaffen, ist nun ein Grundstein gelegt.

Bei einzelnen Turnieren in Deutschland wurde in dieser Saison auch schon wieder ein wenig mehr Geld ausgeschüttet. Auf den Bildschirmen der Nation war davon nur wenig zu sehen. Um die Aufmerksamkeit der großen deutschen Fernsehsender zu gewinnen, fehlt derzeit vor allem der ganz große sportliche Erfolg - so wie bei Olympia 2000. Beachvolleyball-Manager Scheuerpflug macht Werbung in eigener Sache: "Eine bessere Sportart im Fernsehen können die Sender doch gar nicht bekommen: ästhetischer Sport, verkörpert von schönen Menschen, intelligente Sportler und ein Publikum, das mitgeht."

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