Flugverkehr: Sauber landet künftig billiger

Die zwei größten deutschen Flughäfen, Frankfurt und München, staffeln Landegebühren nach Schadstoffausstoß.

Künftig gilt am Rhein-Main-Airport: Viel Dreck - hohe Gebühren, sauberes Abgas - Geld gespart. Bild: dpa

FRANKFURT/M. taz Die beiden mit Abstand größten deutschen Flughäfen gerieren sich jetzt als Vorbild beim Umwelt- und Klimaschutz. Sowohl auf dem Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt als auch auf dem Münchner Flughafen wird die Höhe der Landegebühren ab Januar 2008 zusätzlich gestaffelt nach dem Schadstoffausstoß der Flugzeuge berechnet. Darauf haben sich die beiden Flughäfen, die Deutsche Flugsicherung (DSF) in Langen und die deutsche Airline Lufthansa, jetzt verständigt.

Viel Dreck - hohe Gebühren, sauberes Abgas - Geld gespart. Mit dieser Zauberformel sollen die Airlines weltweit zur Anschaffung schadstoffminimierter Maschinen animiert werden. Früher wurden die Start-und-Lande-Gebühren fix nur nach dem tatsächlichen Startgewicht der Flugzeuge und variabel nach der Anzahl der Passagiere respektive des Frachtgewichts berechnet. Vor knapp 20 Jahren kam dann noch eine Lärmkomponente dazu, die nach Auffassung von Klaus J. Busch, Sprecher der Frankfurter Fraport AG, "voll eingeschlagen" habe. Flugzeuge seien heute sehr viel leiser als noch vor der Einführung der Lärmgebühren, so Busch zur taz: "Das war unsere Initiative. Und darauf sind wir stolz."

Die Fraport AG geht davon aus, dass mit der zukünftigen Gebührenordnung nach Schadstoffen ein ganz ähnlicher Effekt erzielt werden kann. Schließlich koste die Airlines eine Landung auf Rhein-Main zwischen 3.000 und 10.000 Euro, erklärt Busch. Geld einsparen könnte künftig nur noch die Fluggesellschaft, deren Flotte aus schadstoffreduzierten Maschinen bestehe. Deshalb würden die Airlines ihre "Dreckschleudern", so Busch, ganz sicher "Zug um Zug" austauschen.

Wie viel klimaschädigendes Kohlendioxid aber bläst ein Flugzeug eigentlich in die Atmosphäre? Das Umweltbundesamt hat dazu eine ganz eigene Berechnung angestellt. Pro Passagier und Flugkilometer müssten 369 Gramm CO2 veranschlagt werden, heißt es dort. Eine Maschine mit 200 Passagieren auf einem Flug etwa nach Kreta (2.000 Kilometer) bläst also rund 147.600 Kilogramm CO2 in die Atmosphäre. Zum Vergleich: Pro Bahnfahrer und Kilometer sollen es nur 52 Gramm sein. Beim Auto wird gerade über die europaweite Einführung eines Grenzwertes von 130 Gramm pro Kilometer gestritten.

Umweltschützer fordern deshalb schon lange, dass der Flugverkehr bei den Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels einbezogen wird. Der Durchbruch scheint gelungen.

Wie die Frankfurter Fraport AG der taz bestätigte, sei Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) der eigentliche Ideengeber gewesen. Der Sozialdemokrat habe die in der "Initiative Luftverkehr für Deutschland" zusammengeschlossenen Unternehmen schon länger dazu aufgefordert, mehr für den Klimaschutz zu tun. Noch allerdings stehe das Konzept für die praktische Umsetzung nicht.

Sollte sich die noch zu konzipierende neue Gebührenordnung im Praxistest nicht optimal bewähren, werde sie nach einer gewissen Zeit geändert, sagte Busch. Das Projekt sei ja als "Modellversuch" konzipiert worden. Die Klimakomponente aber sei "definitiv in die Landegebührenordnung eingeführt."

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