Pakistan: Attentate fordern viele Opfer

Taliban in der Nordwest-Provinz kündigen Abkommen mit der Regierung auf. Doch diese hält weiter daran fest.

Aufräumen nach einen Selbstmord-Attentat in Hangu Bild: reuters

DELHI taz Innerhalb von drei Tagen sind in Pakistan bei Anschlägen Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Am Donnerstag starben 29 Personen bei einem Selbstmordanschlag auf eine Wagenkolonne chinesischer Arbeiter in der Stadt Hub in der Nähe von Karachi. In Hangu südwestlich von Peschawar kamen neun Menschen bei einem Anschlag auf Rekruten einer Polizeischule ums Leben. Bereits am Dienstag und Mittwoch starben über vierzig Menschen bei Gewaltakten.

Angesichts zahlreicher Attentate, unter anderem auch in Miranshah in der Nordwest-Provinz (NWFP), zirkulierten Gerüchte, Präsident Pervez Musharraf könnte den Ausnahmezustand verhängen. Er trat solchen Spekulationen entgegen und ließ durch Regierungssprecher erklären, die Vorbereitungen zu Wahlen im Herbst würden ordnungsgemäß fortgesetzt.

Miranshah ist der Hauptort der Stammesregion von Nord-Wasiristan, wo die Regierung im vergangenen September ein Abkommen mit Stammesführern und lokalen Taliban-Geistlichen geschlossen hatte. Dieses wurde am Montag von den Taliban gekündigt, nachdem die Regierung im Gefolge der Stürmung der Roten Moschee in Islamabad wieder Truppen in die Region entsandt hatte. Gemäß dem Abkommen hatte die Regierung einem militärischen Abzug zugestimmt, während sich die Gegenseite verpflichtet hatte, die ausländischen Al-Qaida-Verbände unter Kontrolle zu bringen und die Grenze nach Afghanistan für sie zu sperren.

Die Regierung hatte angenommen, dass zwischen lokalen Taliban und Al-Qaida-Verbänden erhebliche ideologische Spannungen bestehen, die dafür sorgen würden, dass das Abkommen umgesetzt wird. Obwohl vor zwei Monaten tatsächlich schwere Kämpfe gegen ausländische Gruppen, namentlich Tschetschenen, ausbrachen, hielt die Infiltration nach Ansicht der USA und der Nato ins benachbarte Afghanistan jedoch an. Die Taliban fühlten sich ermutigt, in Abwesenheit einer staatlichen Zivilverwaltung in der Region ihre islamische Gerichtsbarkeit durchzusetzen. Die Radikalisierung zeigte sich auch daran, dass offenbar eine Reihe der Verteidiger der Roten Moschee aus Wasiristan kamen.

Die offene Kriegserklärung an die religiösen Extremisten "in jeder Ecke des Landes", die Präsident Musharraf nach dem Sturm auf die Moschee ausgesprochen hatte und der er mit der Verlegung von Truppen ins Stammesgebiet der NWFP-Provinz Nachdruck verlieh, hat die Taliban und die Führer der Wasiri-Stämme nun offenbar bewogen, das Abkommen aufzukündigen. Dennoch und trotz der scharfen internationalen Kritik an der Übereinkunft hält die Regierung weiterhin am Abkommen fest, wie die Außenamtssprecherin am Dienstag in Islamabad erklärte. Sie folgt damit wohl der Einsicht, dass es der Armee schwerfallen dürfte, die Region mit der Waffe unter Kontrolle zu bringen.

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