Olympiabewerbung: Danke, München

Deutschland will sich um die olympischen Winterspiele 2016 bewerben. Damit geht Berlin als Ausrichter der Sommerspiele mal wieder leer aus - zum Glück.

Aller guten Dinge sind drei. Beim Versuch, die Olympischen Spiele 2000 nach Berlin zu bringen, zeigte sich die Stadt noch halbwegs den olympischen Disziplinen gewachsen. Mit einer eigens gegründeten GmbH setzte man die notwendigen Millionen in den Sand, erforschte die sexuellen Vorlieben der IOC-Mitglieder - und wurde in der Endrunde immerhin Vorletzter. Die Bewerbung für 2012 war schon ordentlicher - und wurde auf nationaler Ebene von Leipzig getoppt. Den dritten Versuch lassen die nationalen Olympioniken nun komplett auflaufen. Sie setzen auf Winterspiele. Zum Glück!

Denn alles spricht gegen eine Neuauflage des olympischen Wahns in der Hauptstadt. Da sind zunächst die Erfahrungen aus der ersten Bewerbung. 14 Jahre nach deren Scheitern zahlt die Stadt noch immer für unrentable Hallenbauten. Zwar ist Berlin dank des jüngsten Wirtschaftsaufschwungs nicht mehr komplett pleite, aber Spendierhosen wird Berlin noch eine ganze Weile nicht tragen.

Stärker ins Gewicht fallen die jüngsten Entwicklungen in der Welt des Sports. Dopingskandale werden schon bald nicht mehr nur beim Radsport das Hauptthema sein. Olympische Spiele dürften dann ähnlich attraktiv sein wie derzeit die Tour de France.

Und: Allerspätestens mit der Vergabe der Sommerolympiade 2008 nach Peking und der Winterspiele 2014 an das russische Sotschi ist klar, dass bei Olympia weder Sportsgeist noch Infrastruktur, Umweltschutz oder gar ein adäquates politisches Umfeld zählen. Olympische Spiele werden zwar auch in Zukunft ein Jahrmarkt der sportlichen Eitelkeiten bleiben - für das Image der Veranstaltungsorte aber werden sie zum Problem. Diese Last hat nun dankenswerterweise München übernommen.

Berlin darf sich mit dem olympischen Motto alter Schule trösten: Dabei sein ist alles. Gewinnen aber ist im Sport längst anrüchig geworden.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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