Doping : Chinas weiße Weste

Der Ausrichter der Olympischen Spiele 2008 wappnet sich für den Kampf gegen Doping. Und kämpft um seinen Ruf.

Der Verdacht läuft immer mit: Chinas Hürdenstar Liu Xiang. : dpa

PEKING taz Die Skandale um die Tour de France werden sogar im fernen China mit Spannung beobachtet - auch wenn das Reich der Mitte keine große Rad-Nation ist. "Kann das wichtigste Fahrradrennen der Welt weitere Dopingskandale aushalten?", fragte eine wichtige chinesische Internet-Sportseite. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete über Gerüchte, dass Radrennen als olympische Disziplin gestrichen werden könnte. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen, die am 8. August 2008 beginnen, gehört der Kampf gegen Doping zu den großen Herausforderungen, die Peking offenbar überaus ernst nimmt.

Die chinesische Regierung beschwört "saubere und faire Spiele" und will mit aller Härte gegen Dopingsünder vorgehen. Das gilt auch für die eigenen Sportler. Deshalb überprüfen Kontrolleure schon jetzt alle Mannschaften. "Wir haben vor Jahren bereits eine Prüfliste erstellt. Alle Athleten, die auf der Liste stehen, müssen stets ihren Aufenthaltsort angeben und sofort mitteilen, wenn sie ihn wechseln", erklärte Chinas oberster Dopingkommissar Zhao Jian. Auch Prominente wie der Hürdenläufer Liu Xiang, Olympiasieger von Athen, würden nicht verschont. "Wir kontrollieren etwa 2.000 Athleten im Jahr", sagt Zhao. "Die 8 bis 16 Spitzenleute in den jeweiligen Sportarten sind alle auf der Liste." 30.000 bis 40.000 Athleten sind in Chinas Sportverbänden registriert. 9. 000 von ihnen wurden vergangenes Jahr auf Doping getestet, berichtete Zhao. In diesem Jahr soll die Zahl der Stichproben auf über 10.000 steigen. Täglich sind 300 Dopingkontrolleure im Land unterwegs.

Sportler, die bei den überraschenden Besuchen nicht innerhalb von vier Stunden zur Stelle sind, werden automatisch für einige Zeit von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen, berichten Trainer. Die Proben landen im Chinesischen Zentrum für Dopingkontrolle, das vom Welt-Anti-Doping-Verband (Wada) anerkannt ist. Die Wada ist auch für die Tests bei den olympischen Wettkämpfen zuständig. Während der Spiele sind über 4.200 Dopingkontrollen geplant - etwa 20 Prozent mehr als bei den Spielen in Athen. Nach Angaben des Pekinger Olympiakomitees wurden dafür bislang 470 chinesische Ärzte und Pfleger fortgebildet.

Mit den rigiden Kontrollen will Peking den Ruf der heimischen Sportler reparieren. Noch vor einigen Jahren flogen vor allem chinesische Schwimmer und Gewichtheber auf, die mit Medikamenten im Gepäck zu Wettbewerben anreisten. Im März 2004 erließ Peking ein Gesetz, das dopende Trainer mit lebenslänglichem Berufsverbot bestraft. Bei den Athener Spielen im Sommer 2004 gewannen Chinas Sportler nach den USA die meisten Goldmedaillen. Keiner wurde als Dopingsünder entlarvt. Dennoch glaubt niemand, dass vor allem in den Provinzen nicht auch mit Stark- und Schnellmachern experimentiert wird. Bei einer Razzia in einer Sportschule in der nordchinesischen Stadt Anyang fanden die Fahnder im vergangenen Jahr 450 Ampullen und Pillendosen. Im chinesischen Internet mangelt es inzwischen nicht an guten Vorschlägen, wie man künftig mit der als "große Medizinerparty" bezeichneten Tour de France umgehen solle: "Kümmert euch nicht mehr um die Tour de France. Interessieren wir uns lieber für das große Radrennen um den Qinghai-See!", erklärte ein Kommentator - und warb damit für ein neuntägiges Rennen in mehr als 1.000 Meter Höhe im fernen Westen Chinas.

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