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: Wie war’s in der Schule?

„Fremde Kinder: Mit Jeans und Tschador“, 21.00 Uhr, 3sat

Parastu ist elf Jahre alt und ein aufgewecktes Mädchen. Sie mag Britney Spears, schwimmt und tanzt gerne, so wie andere Mädchen in ihrem Alter. Aber – und jetzt wird’s ernst – Parastu lebt in Iran. Wenn sie zur Schule geht, muss sie einen dunklen Tschador tragen und sich den vielen Vorgaben anpassen, an die sich Frauen in ihrem Land halten müssen. Nein, Moment mal – so düster steht’s bloß in der 3sat-Presseinfo. Im Film von Ursula Beyer, die selbst im Iran aufgewachsen ist, sieht man davon nicht gerade viel. Eigentlich fühlt Parastu sich nämlich ganz wohl in ihrer Haut.

Mit ihrer Freundin spielt sie Barbie und chattet im Internet, fährt am Wochenende in die Berge und nach der Schule Inline-Skates. Wenn sie rausgeht, trägt sie Kopftuch, aber eben auch bunte T-Shirts und knappe Kleidchen. Und obwohl das ehrlich gesagt schon nicht gerade aufregend ist, gelingt es Beyer, all das auch noch besonders unspannend zu erzählen, indem sie Parastu in einer Tour dämliche Fragen stellt: „Wie war’s in der Schule?“ – „Gut.“ – „Was möchtest du mal studieren?“ – „Weiß ich nicht.“ – „Wie viele Schüler seid ihr auf der Schule?“ – „400.“

Mag ja sein, dass Parastu anders als Mädchen in westlichen Ländern eher eingeengt ist – aber die Dokumentation arbeitet das nicht heraus. Ein einziges Mal sagt das Mädchen: „Ich würde gerne in einem Land leben, in dem man seine Lieblingssängerin live sehen kann.“ Aber damit hat sich’s auch schon. 3sat zeigt den Beitrag unter dem Titel „Fremde Kinder“, die „in ihren oftmals schwierigen Lebenssituationen“ porträtiert werden. In diesem Fall ist das aber purer Blödsinn. PEER SCHADER