Afghanistan: Terror trifft deutsche Polizisten

Nahe Kabuls sind drei Polizisten getötet worden, die die deutsche Botschaft schützen sollten. Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag als "feige und schrecklich".

Tod auf der Straße. Bild: dpa

Bei einem Anschlag in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Mittwochmorgen drei deutsche Polizeibeamten ums Leben gekommen. Die Männer waren mit dem Schutz der Deutschen Botschaft in Kabul beauftragt. Wie das Bundesinnenministerium mitteilte, handelt es sich um zwei Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes und einen Polizeiobermeister der Bundespolizei.

Der Anschlag ereignete sich in der Nähe der Dschalalabad Road im Osten Kabuls. Die Straße ist berüchtigt, sie gilt als zweitgefährlichste Straße der Welt (nach einer Straße im irakischen Bagdad). Die Beamten waren im Konvoi mit zwei Geländewagen auf dem Weg zu einem Schießtraining. Sie benutzten dabei besonders geschützte Fahrzeuge. Eines davon fuhr auf einen Sprengsatz, der detonierte.

Nach Angaben des Innenministeriums war das Fahrzeug so gesichert, dass es der Explosion einer aus Zeiten des Krieges mit der UdSSR stammenden Mine wahrscheinlich standgehalten hätte. Auch deshalb geht die Bundesregierung von einem Anschlag aus. Hinzu kommt, dass die Taliban sich auf ihrer Internetseite zu einem "Anschlag auf ausländisches Militär" bekennen. Allerdings haben die Taliban in letzter Zeit mehrmals falsche Meldungen an die Presse gegeben.

Erst vor knapp drei Monaten waren in Afghanistan drei Bundeswehrsoldaten bei einem Taliban-Anschlag auf einem Markt in Kundus gestorben. Damals hatte das Verteidigungsministerium erklärt, dass die Soldaten aus Sicherheitsgründen ihr Camp nur noch in unregelmäßigen, nicht kalkulierbaren Abständen verlassen dürften. Ob auch für die getöteten Polizisten solche Maßnahmen galten, konnte der Sprecher des Innenministeriums gestern nicht sagen.

Von Taliban verschleppt wurden Mitte Juli außerdem zwei deutsche Bauingenieure. Einer von ihnen wurde kurz darauf erschossen, der andere befindet sich weiterhin in den Händen seiner Entführer.

Der Anschlag vom Mittwoch trifft die Bundesregierung zu einem Zeitpunkt, an dem die Debatte über den Afghanistan-Einsatz in ihre entscheidende Phase eintritt. In der zweiten Oktoberwoche soll der Bundestag über die Verlängerung der Mandate abstimmen.

Politiker aus allen Parteien verurteilten den Anschlag. "Wir dürfen vor dem Terror der Taliban nicht zurückweichen", sagte CDU-Generalssekretär Ronald Pofalla. FDP-Chef Guido Westerwelle meinte: "Wer vor dem Terror zurückweicht, kapituliert vor diesen Mördern." Außenminister Frank Walter Steinmeier (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel sprachen von einem "feigen Anschlag". Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer mahnten, man könne es "nicht zulassen, dass die Bombenattentate der Taliban die Aufbauarbeit beendeten". Nur der Geschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, nahm den Anschlag zum Anlass, erneut den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu fordern.

Weitaus umstrittener bleibt dagegen der Umgang mit den Taliban. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg hatte sich am Montag dafür ausgesprochen, "moderate, vernünftige" Taliban-Vertreter, die an Aussöhnung interessiert seien, mit einzubinden. Ähnlich hatte sich im April bereits SPD-Chef Kurt Beck geäußert - und war daraufhin belächelt worden. Der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei plädiert für eine "differenzierte" Wahrnehmung der oppositionellen Kräfte in Afghanistan, also auch der sehr heterogenen Taliban. CSU-Außenpolitiker Karl-Theodor zu Guttenberg sagte am Mittwoch dagegen, "die Taliban waren und sind Träger einer menschenverachtenden Terrorherrschaft". Eine Einbeziehung in den Friedensprozess sei "nicht nachvollziehbar".

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