Italien: Flüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

Italiens Militär entdeckt 14 Leichen. Immer mehr Boote kommen aus Nordafrika nach Ende der EU-Patrouillen.

Inzwischen vermutlich zurückgeschickt: Flüchtlinge im Hafen von Lampedusa Ende Juni. : reuters

PALERMO/BRINDISI dpa/taz Im Mittelmeer hat sich ein neues Flüchtlingsdrama zugetragen. Italienische Militärpiloten entdeckten am Dienstagabend vor der Insel Lampedusa 14 tote Flüchtlinge im Meer. Die Leichen seien rund 50 Seemeilen südlich der Insel im Wasser getrieben. Die italienischen Behörden schließen nicht aus, dass die Leichen bereits seit vergangenem Freitag im Meer trieben. Möglicherweise seien die Migranten mit einem Schlauchboot aus Nordafrika gekommen, das am Freitag in maltesischen Gewässern untergegangen war. Überlebende hatten von zahlreichen Vermissten gesprochen.

Italienische Medien meinten gestern, die Gewässer vor Lampedusa seien "wieder einmal zu einem Massengrab" geworden. Zunächst konnten nicht alle Leichen geborgen werden. Berichte, wonach die Toten Schwimmwesten getragen hätten, bestätigten sich nicht.

Seit Jahren kommt es im Mittelmeer zwischen Italien und Nordafrika immer wieder zu ähnlichen Flüchtlingsdramen, viele Passagiere ertrinken oder verdursten bei der Überfahrt. Nach offiziellen Angaben brachten die italienische Küstenwache und Militärs seit Jahresbeginn über 7.000 illegale Migranten auf, die über das Mittelmeer nach Süditalien kamen. Nach UN-Angaben ertranken seit Juni auf dieser Route 77 Migranten und 133 gelten als vermisst.

Allein gestern landeten zwei Schlauchboote mit insgesamt rund 80 Insassen in Italien. Am Dienstag lag die Zahl der illegalen Einwanderer, die innerhalb eines Tages vermutlich von Nordafrika nach Italien kamen, bei fast 300. Dabei schmuggelte eine Schlepperbande auch 17 irakische Kurden auf einer Autofähre aus Griechenland in den Adriahafen Brindisi ein. Die Kurden waren nach Angaben der Behörden in einem Laster mit deutschem Kennzeichen versteckt gewesen. Ein Türke und ein Armenier seien wegen Menschenschmuggels festgenommen worden, die Kurden würden abgeschoben, hieß es. Am vergangenen Freitag brachte die Küstenwache von Malta ein Boot mit 263 Flüchtlingen auf.

Das gute Wetter und die ruhige See seien der Grund, dass derzeit besonders viele Boote das Mittelmeer überquerten, hieß es. Erst vor kurzem war zudem bekannt geworden, dass die EU-Grenzagentur Frontex, die mit Seepatrouillen die Migrationsrouten von Afrika nach Europa überwachen soll, ihre Arbeit im Mittelmeer eingestellt hatte. Seitdem scheinen die Versuche, von Nordafrika aus Europa per Boot zu erreichen, zugenommen zu haben.

Am Montag meldete Algeriens staatliche Nachrichtenagentur, 25 Algerier seien von der Küstenwache des Landes aus zwei seeuntüchtigen Booten gerettet worden. Ein tunesisches Fischerboot fand 40 Afrikaner; sie wurden der italienischen Küstenwache übergeben. Am Dienstag rettete die ägyptische Marine 91 illegal ausreisende Ägypter auf einem Boot südlich von Zypern; das Schiff hatte drei Tage zuvor SOS gefunkt und war dann verschwunden. Die Länder Nordafrikas haben nach eigenen Angaben mit zunehmenden Wanderbewegungen aus Afrika südlich der Sahara zu tun.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.