Basketball: Hilfloser Riese

Beim Debakel gegen Slowenien wird Dirk Nowitzki einmal mehr alleingelassen. An eine Qualifikation der Basketballer für Olympia mag keiner mehr glauben.

Vom Gegner ausgebremst: Dirk Nowitzki (r) und das deutsche Team. Bild: dpa

Madrid taz Mithat Demirels Dreipunkteversuch klatschte kläglich auf den Ring. Ebenso wie 18 weitere Distanzschüsse, die das deutsche Team während der 47:77 (22:45)-Niederlage gegen Slowenien in Richtung Korb warf. Dennoch war es der Fehlwurf von Demirel, der bewirkte, dass Dirk Nowitzki erstmals seine Frustration auslebte. Das Gesicht zu einer Fratze der Verzweiflung verzogen, trabte er kopfschüttelnd in die Verteidigung zurück. Die Anzeigetafel der Madrid Arena verkündete das desaströse Ergebnis: Deutschland 31 Punkte. Slowenien 61 Punkte. In der 30. Minute war das, als Bundestrainer Bauermann seinen frustrierten Star (16 Punkte) vom Feld nahm und die zweite Niederlage in der Zwischenrunde akzeptierte.

Mit lediglich einem Sieg rangiert Deutschland auf Rang fünf der Gruppe F und muss heute (16:30 Uhr, DSF) gegen Italien gewinnen, um zumindest das Minimalziel Viertelfinale zu erreichen. "Unser Traum von den olympischen Spielen scheint davonzuschwimmen", gestand Nowitzki. "Wenn wir gegen Italien alles geben und verlieren, können wir uns nichts vorwerfen. Nur wenn wir so wie gegen Slowenien spielen, ist es bitter."

Die Niederlage, die Trainer Bauermann das "schlechteste Spiel" seiner Ägide nannte, zeichnete sich allerdings schon nach fünf Minuten ab (5:13). Denn 300 Sekunden reichten dem deutschen Team, um alle Fehler zu wiederholten, die sich während des Turniers eingeschliffen hatten: Der überforderte Steffen Hamann spielte einen Fehlpass, Center Patrick Femerling vergab einfachste Chancen, Demond Greene verweigerte den Korbleger und entschied sich für ein nutzloses Zuspiel und Dirk Nowitzki bemühte sich ohne Erfolg auf eigene Faust. Als Johannes Herber nach sechs Minuten den Ball von jenseits der Dreipunktelinie so weit am Korb vorbeiwarf, dass er noch nicht einmal den Ring berührte, war klar, das auch in diesem Spiel keiner aus der zweiten Reihe in die Bresche springen würde. Auch Sloweniens Radoslav Nesterovic wunderte sich, "warum wir so problemlos gewonnen haben". Dabei nahm der Mann von den Toronto Raptors seinen NBA-Kollegen Nowitzki ausdrücklich in Schutz: "Ich weiß nicht, ob es nur an Dirk liegt", sagte der 2,13 Meter große Hüne in der Mixed-Zone. "Wir spielen hier kein Tennis. Auch große Spieler brauchen Hilfe, heute hat er keine bekommen."

Ein Makel, der sich durch das gesamte Turnier zieht. Ebenso wie die erschreckend schwache Verteidigung der Deutschen. "Vor zwei Jahren haben wir die Silbermedaille über die Verteidigung geholt. Bisher war unser Defensive nicht auf internationalem Standard", analysierte Nowitzki, der schon Ende des ersten Viertels wild gestikulierend auf der Auswechselbank Druck abließ. Ähnlich düster klingt seine Prognose für das Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale gegen Italien. "Jeder muss tief in sich selber schauen, und klären, ob er wirklich noch will", sagt er. Jetzt werde sich klären, ob "die Kampfkraft da ist oder ob wir das Handtuch schmeißen". Bundestrainer Bauermann, der sich nach dem Debakel gegen Slowenien nicht mal des Mitleids würdig fühlte, glaubt noch fest an "das wahre Gesicht der Mannschaft". Eine andere Möglichkeit bleibt ihm auch nicht. Der 49-jährige Trainer setzt alle Hoffnung auf "verborgene Kräfte, die sich bisher noch nicht gezeigt haben". In Sachen Motivation kennt sich der Bundestrainer aus, spricht er doch bisweilen als Motivator zu frustrierten Wirtschaftsbossen. Folglich sagt er: "Ich glaube an den absoluten Willen. Aber erst nach unserem großen Test am Mittwoch, der viel mehr als das Abitur ist, werden wir sehen, ob es stimmt."

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