AUSSTELLUNG
: Politisch geurteilt

Wenig ist bislang trotz der Wehrmachtsausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung Mitte der 90er und Anfang der 2000er öffentlich über die Rolle der nationalsozialistischen Militärgerichtsbarkeit in Hamburg diskutiert worden. Nun widmet sich eine Ausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme im Hamburger Rathaus im Rahmen des Veranstaltungsprogramms zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus bis Mitte Februar dem Schicksal der Deserteure und anderer Verfolgter der Wehrmachtsgerichtsbarkeit.

Deutlich wird dabei anhand von mit Briefen, Fotos und Aktenauszügen dokumentierten Biografien, wie willkürlich und politisch motiviert die Urteile der Kriegsrichter entgegen bisherigen Behauptungen tatsächlich gewesen waren. Während „asoziale Elemente“ zum Tod durch das Fallbeil verurteilt wurden, ließen Richter im Fall antisemitischer Verbrechen oft „Gnade vor Recht“ ergehen.

Begleitend zur Ausstellung beleuchten Vorträge und Zeitzeugengespräche die Problematik. Heute Abend etwa beschäftigt sich die Historikerin Claudia Bade mit „Karrieren und Rechtfertigungen“ Hamburger Wehrmachtsrichter.  MATT

■ Vortrag „Karrieren und Rechtfertigungen“: Do, 31. 1., 18 Uhr, Rathauspassage. Ausstellung bis 15. 2., Rathausdiele im Rathaus, Rathausmarkt, Mo – Fr 9 – 18 Uhr, Sa / So 10 – 13 Uhr, Programm unter www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de