Schrei es heraus

HEAVY-METAL-TANZ Gruselkabinette sind die Tanztheaterstücke der isländischen Tänzerin und Choreografin Erna Ómarsdóttir. Im Rahmen der Lessingtage ist sie nun mit ihrer eigenwilligen Metalband Lazyblood zu hören

Auf ein Gruselkabinett muss man sich bei Erna Ómarsdóttir immer einrichten

VON ROBERT MATTHIES

Zombies, Hexen, Wunderkammern, Todesmaschinen. Auf ein fulminantes Gruselkabinett muss man sich bei den Arbeiten der isländischen Tänzerin und Choreografin Erna Ómarsdóttir immer einrichten. Mit einer schrecklich-schönen Mischung aus Erzählung, Poesie, Horrorshow und Heavy-Metal-Konzert untersucht etwa „We Saw Monsters“, wie Monster als Ausgeburten des Kopfes und abstraktes Konzept des Schreckens sich in Religion, Mythen, Filmen und Alltag materialisieren. Aber kann man Monster tatsächlich erkennen? Und was passiert, wenn sie von unserem Körper Besitz ergreifen?

Den Schrecken am eigenen Leib erfahren haben Omarsdóttir und ihre Mitstreiterinnen selbst, als sie sich zur Vorbereitung des Stückes „Teach us to outgrow our madness“ über allerlei intensive Frauen-Beziehungen zwischen Schwestern, Nonnen, Hexen oder besten Freundinnen ins Kloster zurückgezogen haben. Um sich dort abends von Horrorfilmen inspirieren zu lassen und am nächsten Tag darüber zu improvisieren. Das war dann doch zu schaurig: Allein in den Klosterzellen war einfach kein Schlaf zu finden. Schließlich schliefen alle gemeinsam in einer Zelle und verlegten das Horrorfilmgucken kurzerhand in die Morgenstunden.

Eng zusammengearbeitet hat Ómarsdóttir seit 2006 immer mit dem Musiker Valdimar Jóhannsson, der die tiefsinnig-blutrünstigen Bilderreigen der längst international renommierten Performerin mit roh stampfendem Industrial-Metal und allerlei Horrorfilmklischees wie Kinderliedern und Spieluhrmusik untermalt.

Seit kurzem sind Ómarsdóttir und Jóhannson damit auch als eigenwilliges Elektronik-Heavy-Metal-Oper-Duo Lazyblood unterwegs. Im November war der Headbanging-Tanz bereits im Anschluss an „We Saw Monsters“ auf Kampnagel zu hören, morgen Abend sind Ómarsdóttir und Jóhannson im Rahmen der Lessingtage im Nachtasyl zu Gast. Und versprechen, dass jede Einzelne mit einem Lächeln und warmem Herzen nach Hause geht. Seinen persönlichen Befreiungsschrei kann man jedenfalls schon davor in der „Black Yoga-Screaming-Box“ aus sich herausschreien.

■ Fr, 1. 2., 21 Uhr, Nachtasyl, Alstertor 1