Sportkommentar Press-Schlag: Keine Backpfeifen für Zickenrufer

Der Konvertit hat keine Zeit zum Zündeln, Grätscher grätschen mit Karacho und die Polizistin an der Linie lässt den Revolver im Holster

Nach einer Woche Damenkicken muss man sich erst wieder auf das Tempo der Kerle einstellen: In dem Zeitraum, in dem eine der unglückseligen Argentinierinnen beim Eröffnungsspiel einmal über den Platz lief, schießt der Bielefelder Christian Eigler zwei Tore in der Bundesliga. Am fünften Spieltag gegen Rostock kamen noch zwei für Bielefeld hinzu, was eigentlich kein Wunder ist, denn um das viele nutzlose Wissen im überanstrengten Gehirn noch um eine Information anzureichern: Statistisch gesehen hat die Arminia mit 21,9 Prozent erfolgreichen Torschüssen die beste Chancenauswertung der Liga, Rostock hat mit 11,4 Prozent die schlechteste Schussgenauigkeit. Schade, dass ich vorher nicht hoch gewettet habe. Aber irgendwie hatte niemand mit Bielefeld gerechnet, ich auch nicht, obwohl man sich in einer niedersächsischen Langweilerstadt wie der, in der ich sportlich sozialisiert wurde, und die einen in erschütterndem Frauenlila gewandeten Zweitligisten als Heimmannschaft zu ertragen hat, gerne mit puppenlustigen Reimen wie "Die schönsten Jungs auf der Welt / gibts in Berlin und Bielefeld" den Abend vertrieb, und da hätte man den Ostwestfalen doch längst mal ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken müssen - rein sportlich, versteht sich. Andererseits gibt es schon wieder so viel, auf das man achten muss in dieser Saison: Wird der BVB weiterhin erstarken und somit wieder der würdige Hassgegner aller Schalkefans, der er früher war? Wird jemand Zicke rufen, wenn Fräulein Bibiane Steinhaus erstmals im Bundesliga-Schiedsrichterteam antritt? Und: Hegt der Konvertit, der bei den Bayern spielt, Terrorpläne?

Das Spiel zwischen Dortmund und Bremen am Freitag imponierte jedenfalls vor allem durch das gesammelte Foul-Arsenal beider Mannschaften, alle paar Minuten grätschte jemand mit Karacho in jemand anders rein oder hackte einem Am-Boden-Liegenden mit der schmutzigen Stolle auf den Schädel, so dass Fräulein Steinhaus viel zu viel zu tun hatte, um Zickenrufern Backpfeifen zu verteilen beziehungsweise abzuknallen, was sie als Polizeibeamtin - jetzt rein theoretisch - ja mal zur Seriositätsverstärkung tun könnte.

Ribéry dagegen war am Samstag wohl doch zu sehr abgelenkt, um die ganz fest unters Trikot gewickelte Bombe zu zünden. Er musste ungerechtfertigte Freistöße treten, die Klose zum Ausgleichstreffer gegen Schalke verwandeln konnte. Dass auch mir, genauso wie der "Sportschau", Bordon "nach vorne besser gefällt als nach hinten", sollte man der Vollständigkeit halber noch anfügen. Ansonsten war es ein recht schneller Spieltag, und nächste Woche, wenn die Ostwestfalen auf Schalke spielen, freue ich mich auf neue Skandierungsideen wie "Am schönsten verlieren auf der Welt / tut die Arminia Bielefeld".

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