Fashion Week: Model, mager, sucht neuen Job

Bei der Londoner "Fashion Week" dürfen erstmals Models unter 16 Jahren nicht mehr mitstöckeln. Eine hilflose Geste.

Na? Erkannt? Das ist Kate Moss. Zwar schon über 16 aber schön mager. Bild: ap

Haben die Damen und Herren sich das auch gut überlegt? Wer soll denn sonst in die Röhrenhosen und Size-Zero-Oberteile hineinpassen, wenn nicht 14-jährige Mädchen? Doch die Altersbegrenzung, eingeführt nach einem Bericht über die Gesundheit der Mannequins, war wohl erst der Anfang. Schon ist die Rede von einem obligatorischen Gesundheitstest. Nur zertifiziert kerngesunde Models dürften demnächst bei der "Fashion Week" mitlaufen.

Im vergangenen Jahr bereits wurden auch bei den Modenschauen in Madrid und Mailand zu dünne Models ausgeschlossen. Wie Boxer müssen die Models dann das richtige Kampfgewicht erreichen, was die armen Mädels in eine paradoxe Situation bringt: Einerseits müssen sie ihre schlanke Linie behalten, andererseits darf ihr Body Mass Index (BMI) nicht unter 18 liegen. Für die Weltgesundheitsorganisation ist ein BMI von 18,5 die Untergrenze für gesunde Menschen. Der BMI sei aber "keine genaue Methode, um die Gesundheit zu bestimmen", war in dem Gesundheitsbericht zu lesen. Besser sei mehr Aufklärung über Essstörungen und häufigere Drogenkontrollen hinter den Kulissen -bei der "Tour de France" mag mit Testosteron gedopt werden, in der Modeszene eben mit Appetitzüglern. Hier wie dort beteuern die erwischten Sünder, nur den absurden Erwartungen des Publikums gerecht werden zu wollen - wobei die Sünde genau darin besteht, die vom gleichen Publikum eingeklagte "Vorbildfunktion" nicht wahrgenommen zu haben.

Deshalb sind die Selbstbeschränkungen der Branche nur ein Zeichen ihrer Selbstüberschätzung. Nie diktierten Twiggy oder Kate Moss oder irgendein Modemacher der Masse ein Schönheitsideal, sondern umgekehrt stillte stets eine überalternde Gesellschaft ihren lüsternen Hunger nach Jugend mit immer androgyneren Idealtypen. Anders gesagt: Jede Gesellschaft hat die Models, die sie verdient. FRA

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