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Stiftung WarentestUmstrittene Schulbuch-Studie

"Stiftung Warentest" hat einen immensen Einfluss auf unser Konsumverhalten. Oder kaufen Sie Uschi Glas' Hautcreme? Jetzt wurden Schulbücher als fehlerhaft bewertet. Zu Recht?

Fehler im Buch? Macht nichts, die eignen sich wunderbar für den Lernprozes. Bild: dpa

Der Uhu steht in der Nahrungspyramide über Füchsen und Mardern, lernt der deutsche Schüler aus dem Biologiebuch. Außerdem hat der Mensch einen Kaumagen und Erich Honecker ist am 18. September 1989 zurückgetreten. Alles falsch! Kein Wunder, dass Deutschland bei der Pisa-Studie so schlecht abschneidet: In manchen Schulbüchern findet sich auf jeder dritten Seite ein dicker Fehler, hat die Stiftung Warentest herausgefunden. Außerdem seien die Bücher großenteils schwer verständlich, schlecht aufgemacht und alles in allem didaktisch schwach.

Die Stiftung Warentest weiß auch, warum die Ergebnisse so schlecht ausfallen: Das föderale Bildungssystem ist schuld. 3000 verschiedene Lehrpläne - das mache den Verlagen zu schaffen, erkannte Hubert Primus, Chefredakteur der Zeitschrift test. Und rief auch gleich die Länder dazu auf, dem Vorschlag von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) zu folgen und sich auf bundesweit einheitliche Schulbücher zu einigen.

Die Reaktionen auf diese Schlussfolgerung fielen wenig überraschend aus. Die Verlage ließen verlauten, auf ihren Redaktionen laste seit PISA ein enormer Druck. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft erklärt, die veröffentlichten Mängel seien nicht akzeptabel und mehr Einheitlichkeit könne nicht schaden.

Mit ihrer Studie hat die Stiftung Warentest einmal mehr eine politische Debatte angefacht. Die 1964 gegründete Verbraucherschutzorganisation ist im Lauf der Jahre zu einer äußerst einflussreichen Institution geworden, zur Produktkritikerin der Nation schlechthin. Sie genießt bei den Deutschen größtes Vertrauen.

Wer von der Stiftung Warentest schlecht beurteilt wird, kann einpacken - das hat, zur allgemeinen Erheiterung, Uschi Glas mit ihren Schönheitscremes zu spüren bekommen, die bei den Testpersonen nicht so gut ankamen. Die Kosmetikserie erlitt sechsstellige Umsatzeinbußen, Uschi Glas klagte gegen die Tester und verlor. Wenn dagegen ein Produkt gut getestet wird, nimmt die Bewertung einen prominenten Platz in der Werbung ein. Denn gegen ein empirisch abgesichertes Urteil kommt jede noch so sinnlich-ästhetische Werbung nicht an. Schließlich wird mit dem Zertifikat die faktische Qualität der Produkte garantiert. Oder nicht?

Zuletzt erregte Stiftung Warentest im Januar 2006 ein ähnlich großes Aufsehen. Damals attestierte sie den zum Teil brandneu gebauten WM-Stadien kolossale Sicherheitsmängel. Im Falle einer Panik könnten diese Mängel verheerende Folgen haben. Den Arenen in Gelsenkirchen, Leipzig, Berlin und Kaiserslautern zeigten die Tester deshalb die "Rote Karte". So mancher Bauaufsichtsleiter kratzte sich verwundert am Kopf. Jahrelange Bauplanungen und Tests, und dann kommt plötzlich die Stiftung Warentest und sagt, alles Käse?

Plötzlich war das Vertrauen in die Prüf-Institution doch nicht mehr so groß. Franz Beckenbauer empfahl, sich lieber um "Gesichtscremes, Olivenöl und Staubsauger" zu kümmern. Dann schaltete sich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ein und verfügte: "Unsere Stadien sind sicher."

Auch an der Schulbuch-Studie wird Kritik laut. Es sei unerlässlich, den Stoff an manchen Stellen verkürzt darzustellen, wehren sich die Verlage. Zum Beispiel sei zu der angeblichen Nahrungspyramide im Biologiebuch angemerkt worden, "dass der Uhu nicht den Fuchs frisst, sondern als Endkonsument keine natürlichen Feinde hat, im Gegensatz zum Fuchs", so Peter Schell, Programm-Geschäftsführer der Verlagsgruppe Westermann/Schroedel/ Diesterweg zur taz. Die dargestellte Meise müsste nach der Logik auch Eichhörnchen oder Hasen fressen. Aus dem Begleittext gehe hervor, dass in der Pyramide keine Nahrungsketten dargestellt würden. "Dennoch schleichen sich natürlich immer wieder Fehler ein", so Schell. Eltern und Lehrer rufen dann allerdings in den Verlagen an und weisen sie darauf hin. "Im Nachdruck korrigieren wir dann."

Fraglich ist auch, ob es den Schülern weiterhilft, wenn Fehler künftig nicht nur in einzelnen Bundesländern, sondern bundesweit auftreten. Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sagte, er traue Lehrern zu, Fehler in den Büchern "selbst zu erkennen und für den Lernprozess produktiv zu nutzen."

Frei nach dem Motto: Aus Fehlern lernt man. Und was sollen erst die Streber tun, wenn sie sich nicht mehr über ein falsches Datum im Geschichtsbuch erregen können?

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