Kolumne press-schlag: In der Hand des Moguls

Gewagt: Leo Kirch startet zusammen mit der Deutschen Fußball-Liga einen dritten Versuch, das Bezahlfernsehen in Deutschland zu etablieren.

"Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen." So hatte Leo Kirch vor fünf Jahren die Pleite seines Medienkonzerns kommentiert. Nun solls der Herr wieder geben, auf dass das Comeback des Leo Kirch perfekt werde. Denn er geht wieder ins Sendergeschäft, das Geschäft mit dem Bezahlfernsehen, genauer gesagt. Genommen hat er sich dafür schon mal die TV-Rechte an der Bundesliga.

Nach dem Debakel mit der Premiere-Pleite 2002 und dem heute schon fast wieder vergessenen DF1 ist es sein dritter Anlauf, und wieder darf der Fußball als wirtschaftlicher Motor des Ganzen herhalten. Diesmal muss es klappen: Kirch ist 81 und dürfte daher locker bereit sein, alles auf eine Karte zu setzen, um es seinen Widersachern im TV-Geschäft und insbesondere der heutigen Premiere AG zu zeigen.

Dass Liga-Geschäftsführer Christoph Seifert nun eher zögerlich bestätigt, dass die geplante gemeinsame Firma von Kirch und DFL neben der Produktion der Liga-Lifeberichterstattung auch selbst auf Sendung gehen wird, ist also nachvollziehbar. Gibt er damit doch indirekt zu, was viele Klubs wohl seit dem vergangenen Dienstag geahnt haben - auch wenn die DFL-Spitze vollmundig das Gegenteil verbreiten ließ: Die Liga ist wieder voll und ganz in Leo Kirchs Hand. Er hat mit 51 Prozent der Anteile beim neuen Gemeinschaftsunternehmen mit dem wenig originellen Arbeitstitel "Bundesliga-TV" die Führungsposition.

Wenn alles gut geht, wenn es Kirch im dritten Anlauf gelingt, Pay-TV zum Durchbruch zu verhelfen, verdient die Liga, die die anderen 49 Anteilsprozente hält, üppig daran mit. Sollte die Rechnung aber nicht aufgehen, steht der deutsche Profifußball - Bankbürgschaften hin oder her - mal wieder im Regen.

Man mache sich "mit diesem Vermarktungsmodell auch unabhängig von den Unwägbarkeiten des Medien- und Kapitalmarktes", hatte DFL-Präsident Reinhard Rauball im Interview mit den Dortmunder Ruhr-Nachrichten getönt. Wie das mit der jährlich zu erneuernden Bankbürgschaft zusammenpasst, wüsste man schon gern.

Der neue Pay-Sender soll nun - wie bislang Premiere - alle erst- und zweitklassigen Partien live übertragen und auch eine Liga-Konferenz bieten. Billiger als Premiere wird das wegen der hohen Garantie-Beträge garantiert nicht, auch wenn zudem einzelne Pakete aus diesem Gesamtangebot an andere Anbieter weitergereicht werden sollen. Zum Beispiel an Kabelfernsehbetreiber oder Telekom-Firmen, für eigene Pay-Angebote, Internet-Fernsehen oder Handy-TV.

Ganz nebenbei verkauft Kirch auch noch die Free-TV-Rechte an der Liga. Um sein eigenes Pay-Modell zu befördern, wird er hier zwangsläufig auf den spätmöglichsten Ausstrahlungstermin bestehen. Wie gut, dass es da einen Sender namens ZDF nebst "Aktuellem Sportstudio" ab frühestens 22.00 Uhr gibt.

Jetzt muss nur der Herr noch mitspielen. Und die Liga kann so lange schon mal anfangen zu beten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.