Tageszeitung "Polska": Themen vor der Tür

Am Montag startet "Polska". Mit dieser überregionalen Tageszeitung mit starkem Regionalbezug greift die Verlagsgruppe Passau Springer an.

Ab Montag gibt es eine Zeitung mehr in Polen am Kiosk Bild: dpa

"Einmal Polen, bitte", sagt ein junger Warschauer und drückt dem Zeitungsverkäufer 1,50 Zloty in die Hand. Zwar rümpft auch er wie viele andere Polen die Nase darüber, dass schon wieder ein deutscher Verleger eine große überregionale Tageszeitung in Polen startet, noch dazu mit dem prestigeträchtigen Titel Polska. Doch letztlich ist es ihm egal, ob er nun für die führende Tageszeitung Gazeta Wyborcza umgerechnet 40 Cent hinlegt, das Springerblatt Dziennik oder eben für die neue Polska.

Seit der Wende 1989 wurde der heiß umkämpfte Pressemarkt Polens fast vollständig von ausländischen Verlagshäusern aufgekauft. Aus der Übernahmeschlacht gingen die Deutschen und Briten als Sieger hervor, allen voran die Verlagshäuser Axel Springer und David Montgomerys Mecom. Für den Kampf mit den Giganten hat sich der bisherige "König der Regionalpresse Polens", wie die "Polskapresse" der Passauer auch genannt wird, mit dem Medien-Tycoon Rupert Murdoch und dessen britischer Times verbündet.

Polska, mit einer geplanten Auflage von täglich 600.000 bis 700.000 Exemplaren und bis zu einer Million am Wochenende, basiert auf sechs Regionalzeitungen. Diese sollen nun aber nicht zu Beilagen zusammenschrumpfen, sondern zu einer überregionalen Zeitung mit starkem Regionalbezug aufgewertet werden. So ist es denkbar, dass Polska an einem Tag mit verschiedenen Titelgeschichten erscheint. "Wir sind davon überzeugt", erklärt Chefredakteur Pawel Fafara, "dass die meisten der überregionalen Tageszeitungen Polens zu politisch ausgerichtet sind. Die in Warschau arbeitenden Journalisten erliegen gerne der Magie, dass sich nur in der Hauptstadt tatsächlich wichtige Dinge ereigneten. Dem ist aber nicht so."

Tomasz Wroblewski, der für den Springerverlag arbeitete und erfolgreich das Nachrichtenmagazin Newsweek Polska lancierte, ist nun im Verlag Polskapresse für das wirtschaftliche Gelingen der überregionalen Tageszeitung Polska verantwortlich. "Unsere größte Stärke bleiben die Titel unserer Regionalpresse und die Erfahrung unserer Journalisten vor Ort. Das hält uns aber nicht davon ab, von den Erfahrungen der Times und ihrer Journalisten, der besten weltweit, zu profitieren. Der neue Partner soll helfen, den Lokalpresse-Markt zu dynamisieren."

Ob es Polska gelingt, diese hohe Auflage zu erreichen, ist allerdings mehr als fraglich. Bislang liegt der durchschnittliche Verkauf aller Regionalblätter der Polskapresse bei rund 360.000 Exemplaren pro Tag. Auch die auflagenstärkste Zeitung Polens, das Springer-Boulevardblatt Fakt, bringt es auf nicht mehr als rund 530.000 verkaufte Exemplare. Aber Polska will ja eher mit seriösen Blättern wie der Gazeta Wyborcza konkurrieren. Auch sie erreicht aber selten mehr als eine verkaufte Auflage von 450.000 Exemplaren.

Maciej Hoffman, Generaldirektor der polnischen Pressekammer, schätzt die Erfolgsaussichten von Polska verhalten positiv ein. "Polska ist kein Neuling am Markt. Die Zeitung kommt bereits in mehreren großen Städten Polens heraus und ist dort etabliert."

Skeptischer als Hoffman ist der Medienexperte Dr. Zbigniew Bajka. Wenn Polska das intellektuelle Niveau der Times halten wolle, könne dies zu schwierig für die bisherigen Leser der Regionalpresse werden. Das wäre dann möglicherweise das Ende vom Traum der überregionalen Tageszeitung Polska.

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