Hypothekenkrise: Im Notfall muss der Staat aushelfen

US-Banken wollen einen Superfonds einrichten, um die Hypothekenkrise zu beenden.

Zwei Millionen US-Haushalte könnten durch die Krise ihr Haus verlieren Bild: dpa

BERLIN taz In den USA setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass auf dem dortigen Markt die Hypothekenkrise längst nicht ausgestanden ist. Wie zum Beleg meldete am Mittwoch die US-Hypothekenbank Thornburg, dass sie in nur einem Quartal Verluste in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar angehäuft hat. Finanzminister Henry Paulson, der noch im August das Problem heruntergespielt hatte, nennt die Hypothekenkrise inzwischen "das bedeutendste Risiko für unsere Wirtschaft". Bis zu 2 Millionen amerikanische Haushalte könnten durch die Krise ihr Haus verlieren. Und daher sollten nicht nur die Banken, sondern auch der Kongress dringend Maßnahmen ergreifen.

Die drei größten Banken der USA, Citigroup, JPMorgan Chase und Bank of America, mussten bereits dem Drängen der Regierung nachgeben. Am Montag kündigten sie an, einen Superfonds einzurichten, der mit 100 Milliarden US-Dollar ausgestattet werden soll. Damit sollen die maroden Wertpapiere aufgekauft werden, die die Krise ausgelöst hatten. Dies soll ihren weiteren Preisverfall verhindern.

Diese Wertpapiere sind nichts anderes als die Hypotheken, die die amerikanischen Immobilienfinanzierer gebündelt und an andere Banken und Investmentfonds weiterverkauft hatten. Viele dieser Hypotheken waren an wenig betuchte Leute vergeben worden, die zahlungsunfähig wurden, als die Zinsen in den USA stiegen. Nun befinden sich die zum Teil fast wertlos gewordenen Wertpapiere in den Büchern zahlreicher Banken, die diese zuvor den Hypothekenbanken abgekauft hatten, und sorgen dort für dort Verluste.

Der Plan werde "helfen, für geordnete Kapitalmärkte zu sorgen", hieß es dazu in einer Erklärung des Finanzministeriums. Doch so mancher Finanzexperte hegt daran Zweifel. Privaten Hausbesitzern, die mit ihren Hypothekenzahlungen in Verzug geraten sind, nützt der Fonds sowieso nichts. Und gerade die wertlosen Papiere, die nicht mehr abbezahlt werden und die daher das eigentliche Problem bilden, will er nicht aufkaufen, um nicht selbst in die Bredouille zu kommen.

Zweifel besteht auch an den Beteuerungen des Finanzministeriums, dass keine Steuermittel in den Superfonds fließen werden. Denn um sich zu finanzieren, soll der Fonds seinerseits Wertpapiere ausgeben. Die werden mit den Papieren besichert, die er zuvor angekauft hatte. Es handelt sich also um besicherte Wertpapiere, die denjenigen ähneln, die die Krise ausgelöst hatten. Ruhe in den Markt dürfte der Fonds deshalb nur bringen, wenn sich die Investoren davon überzeugen lassen, dass die Papiere des Fonds keine neuen Risiken darstellen - sie also annehmen können, dass im Notfall der Staat einspringt. Mit Steuergeldern.

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