Überblick Fußball-Bundesliga: Schaafs Bremer wieder auf Kurs

Nach der Demütigung in Hamburg ist Meister Stuttgart nicht mal mehr Mittelmaß. Werder hat sein Startprobleme nun im Griff und bleibt an den Bayern dran. Schalke patzt.

Marschiert nun Richtung Bayern: Bremens Trainer Schaaf. Bild: dpa

DÜSSELDORF dpa/taz Fünf Monate nach dem Titel-Triumph ist aus dem bewunderten VfB Stuttgart ein Mitleid erregender Abstiegskandidat geworden. Durch die 1:4-Demütigung beim Hamburger SV stecken die Schwaben nach dem zehnten Spieltag der Fußball-Bundesliga im Schlamassel. "Fußball ist nicht nur Glanz. Ich erwarte, dass jetzt jeder mitmacht, uns da rauszuholen", forderte Stuttgarts Sportdirektor Horst Heldt nach der sechsten Saison-Niederlage. In dieser prekären Lage stellt sich sein "Trainer des Jahres" Armin Veh vor die Mannschaft: "Methodisch und psychologisch wäre es gar nicht gut, jetzt auf die Mannschaft draufzuhauen."

Dass sich Geduld auszahlen kann, zeigte das Beispiel des zuletzt kriselnden Pokalsiegers 1. FC Nürnberg. Mit einem 5:1 gegen Eintracht Frankfurt beendeten die Franken eine Negativserie von zuletzt sieben Begegnungen ohne Sieg. "Die Mannschaft hat sich befreit und es sich selbst bewiesen, dass sie es noch kann", konnte Club-Chefcoach Hans Meyer nach dem Torerausch erleichtert erklären. Doch so richtig mag er noch nicht an ein Team glauben: "Wir haben verhindert, dass die Situation dramatisch wird, mehr nicht."

Die Ergebnisse:

Energie Cottbus - MSV Duisburg 1:2

Werder Bremen - Hertha BSC 3:2

Bayer Leverkusen - Bor. Dortmund 2:2

1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt 5:1

Hamburger SV - VfB Stuttgart 4:1

VfL Bochum - Bayern München 1:2

Hansa Rostock - FC Schalke 04 1:1

Hannover 96 - VfL Wolfsburg 2:2

Karlsruher SC - Arminia Bielefeld 0:0

Die Tabelle:

1. Bayern München 10 27:4 26

2. Werder Bremen 10 24:16 20

3. Hamburger SV 10 16:8 20

4. Karlsruher SC 10 13:11 19

5. FC Schalke 04 10 16:9 17

6. Hannover 96 10 15:15 17

7. Bayer Leverkusen 10 14:8 15

8. Eintracht Frankfurt 10 12:14 15

9. VfL Wolfsburg 10 15:15 13

10. Hertha BSC 10 13:15 13

11. Borussia Dortmund 10 16:19 13

12. Arminia Bielefeld 10 12:22 11

13. Hansa Rostock 10 11:15 10

14. VfB Stuttgart 10 11:18 10

15. 1. FC Nürnberg 10 14:17 9

16. VfL Bochum 10 13:17 9

17. MSV Duisburg 10 12:17 9

18. Energie Cottbus 10 6:20 4

Die nächsten Spiele:

Freitag, 26.10.: Eintracht Frankfurt - Hannover 96

Samstag, 27.10.: VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen; FC Schalke 04 - Werder Bremen; Hertha BSC - VfL Bochum; Arminia Bielefeld - Energie Cottbus; VfL Wolfsburg - 1. FC Nürnberg; Hansa Rostock - Karlsruher SC

Sonntag, 28.10.: Borussia Dortmund - Bayern München; MSV Duisburg - Hamburger SV

Das Vorbild Nürnberg, aber auch das des HSV macht den Stuttgartern vielleicht Mut. Und Courage ist bei ihnen schon am Dienstag in der Champions League gegen Olympique Lyon gefragt. "Es müssen Ergebnisse her und am besten schon gegen Lyon", hofft Veh. So ähnlich klang das freilich auch schon vor dem Spiel gegen Barcelona. Stuttgarts Torwart Raphael Schäfer hofft ebenfalls auf ein Wunder: "Der HSV hat in der letzten Saison das Gleiche durchgemacht und ist auch wieder herausgekommen."

Bei Titelanwärter Bayern München beschäftigt man sich weniger mit den Gegnern als mit der Frage: Bleibt Ottmar Hitzfeld auch über 2008 hinaus Trainer oder nicht? "Ich gehe davon aus, dass er bei uns bleiben wird", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß nach dem 2:1 beim VfL Bochum. Während der in dieser Saison ungeschlagene Rekordmeister mit acht Siegen und 26 Punkten eine Klasse für sich ist, muss die auf Abstiegsrang 16 abgerutschte Ruhrgebiets-Elf um den Verbleib in der 1. Liga bangen. "Wir kennen das ja schon und werden jetzt nicht verzweifeln", sagte Bochums Trainer Marcel Koller.

Die Bayern konnten ihre Führung auf sechs Punkte ausbauen. Denn der bisherige Überraschungs-Zweite Karlsruher SC kam am Sonntag im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld nicht über 0:0 hinaus und rutschte auf den vierten Rang ab. Für die Arminen war es der erste Teilerfolg nach zuletzt vier Niederlagen. Im zweiten Sonntagspiel verpasste Hannover 96 beim 2:2 (2:2) gegen den VfL Wolfsburg die Möglichkeit, sich oben festzusetzen.

Bayern-Jäger Nummer eins neben dem HSV ist das wiedererstarkte Team von Werder Bremen, das mit 3:2 gegen Hertha BSC gewann. "Was sind sechs Punkte Vorsprung? Die Münchner werden noch straucheln", sagte Werder-Manager Klaus Allofs. Noch optimistischer sieht es Hugo Almeda, Bremens Torschütze zum 1:0, dem 2500. Treffer der Bremer in der 1. Liga überhaupt: "Wir sind jetzt Zweiter, obwohl viele unserer Schlüsselspieler verletzt waren", bilanziert der Bremer Torjäger. "Das heißt, dass unser Ziel bestehen bleibt: Wir wollen Erster werden." Einen schnellen Dämpfer kann es allerdings schon am Mittwoch in der Champions League gegen Lazio Rom geben. "Wir müssen gewinnen", meint Allofs. "Aber das ist mit dieser Mannschaft möglich." Allofs kann sich dabei auch freuen über die Vertragsverlängerung seines Trainers Thomas Schaaf, der noch zwei Jahre bei Bremen ranhängt: Seit 1999 im Amt will er nun bis Mitte 2010 die Bremer trainieren.

Wenn der FC Schalke 04 so patzt wie beim 1:1 bei Hansa Rostock, dürften die Mannschaft am Mittwoch beim FC Chelsea unter die Räder geraten. "Mein Fehler hat uns den Sieg gekostet", bekannte Schalkes Torwart-Aufsteiger Manuel Neuer, der mit einem missglückten Abwurf Wegbereiter zum 1:1-Ausgleich der Gastgeber war. Mit nun neun Punkten Rückstand auf die Bayern sind die Schalker im Titelrennen erstmal zurückgefallen. In der Champions League wollen sie deshalb nicht kapitulieren. "Da ist etwas zu holen", sagt 04-Coach Mirko Slomka. "Wir haben weder Angst vor der Champions League noch vor Chelsea."

Beim Revier-Nachbarn Borussia Dortmund hofft man nach dem 2:2 beim Bayer 04 Leverkusen nach zweiwöchigem Hauskrach auf friedlichere Zeiten. "Intern herrscht Ruhe. Heute waren die Hauptdarsteller wieder auf dem Platz, und sie haben die richtige Antwort gegen", meint BVB-Trainer Thomas Doll. Während seine Spieler aus Trotz an dem von ihnen ausgerufenen Medien-Boykott festhalten wollen, hat Doll von ihm selbst verursachte Zweifel an einem Bleiben in Dortmund ausgeräumt: "Ich bin gern Trainer des BVB, die Arbeit macht Spaß."

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der den Zoff durch Kritik am BVB-Team zusammen mit Sportdirektor Michael Zorc entfacht hatte, erklärt nun öffentlich alle Differenzen als ausgeräumt. "Eine gewisse Streitkultur muss es geben. Doch die beiden arbeiten glänzend zusammen", sagte Watzke. Außerdem dementierte er am Sonntag, dass Zorc durch Ex-Profi Michael Rummenigge ersetzt werden könnte.

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