Medieninvestor Montgomery: Viele Kürzungen, wenig Rendite

Investor Montgomery steht wegen des Vorgehens bei seinen Medien in Skandinavien in der Kritik. Auch seine Renditewünsche scheinen zunächst nicht aufzugehen.

Ein ideologischer Schützengrabendenker? Investor David Montgomery Bild: dpa

Seit der Brite David Montgomery den "Berliner Verlag" kaufte, gilt er als Schreckgespenst der deutschen Zeitungslandschaft - er, der auch Interesse an der Süddeutschen Zeitung bekundet hat, trägt den "Investor" im Namen. In Norwegen kaufte seine Investorengesellschaft Mecom 2006 die norwegische Orkla-Medien und damit Zeitungen in Norwegen, Dänemark und Polen. In Skandinavien ziehen Kommentatoren nun Bilanz.

Was das "Berlingske"-Haus betrifft, den von Mecom übernommenen größten dänischen Zeitungsverlag, listet Journalisten, die Zeitschrift des dänischen Journalistenverbands, eine lange Liste der negativen Folgen des Montgomery-Kaufs auf: Drei Viertel der Chefs seien gegangen, seit Montgomery das Ruder übernommen habe. Seit Juni habe im Schnitt jede Woche ein Journalist gekündigt. JournalistInnen würden jetzt die Arbeit der Redaktionssekretäre machen, von denen es bei den "Berlingske"-Blättern statt 43 nur noch 5 gebe. Und Montgomery habe weitere Einsparungen angekündigt: Warum etwa brauche eine dänische Auslandsredaktion 40 MitarbeiterInnen, wenn eine Zeitung mit vergleichbarer Auflage in den Niederlanden nur 8 benötige? Lisbeth Knudsen, Chefredakteurin von Berlingske Tidende, sagt: Es gehe "beinhart" zu, sogar der übliche Zuschuss zur Grippeschutzimpfung sei gestrichen worden.

Die Renditevorstellungen Mecoms scheinen zunächst aber trotzdem nicht aufzugehen. Zwar wurde bei "Berlingske" im ersten Halbjahr 2007 tatsächlich ein besseres Resultat erzielt als vor einem Jahr unter dem damaligen Eigentümer Orkla. Aber in Dänemark hat der Gratistageszeitungs-Krieg viel Geld gekostet. Mecom hatte sich mit einer kostenlos an alle Kopenhagener Haushalte gelieferten Tageszeitung selbst daran beteiligt. Ein im Gegensatz zu Pendlerzeitungen "nicht rentables Geschäftsmodell", wie David Montgomery dieser Tage meinte. Neben einem weiteren personellen Umbau kündigte er an, seine Verlage sollten sich in Zukunft weniger als Printmedien sehen, sondern als Lieferanten von Inhalten, die auf verschiedenen Plattformen vermarktet werden könnten.

Was in Norwegen und Dänemark Aufsehen erregte, ist Montgomerys Einstellung zu den hier starken Gewerkschaften: In dem 400-seitigen Prospekt, mit dem Mecom kürzlich um neue Investoren warb, wurden diese darauf hingewiesen, dass arbeitnehmerfreundliche Gesetzgebung, ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad und Arbeitnehmervertreter in den Gesellschaftsgremien einen Risikofaktor für Investitionen darstellten.

Formulierungen, die Marianne Østlie, norwegische Gesamtbetriebsrätin für Mecom-Europe, zu einem persönlichen Protest bei Montgomery veranlassten. Jakob Elkjær, Chefredakteur von Journalisten, meint, dass bei Montgomery wohl das ideologische Schützengrabendenken zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften überlebt habe. Steffen Lilmoës, Gewerkschaftsvertreter bei Berlingske Tidende, kann aber immerhin auch einen positiven Aspekt entdecken: Montgomery habe offenbar gelernt, dass man Gewerkschaften nicht einfach überfahren könne.

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