Anschlag auf Militär-Konvoi: Attentat gegen Pakistans Armee

30 Menschen sterben bei einem Anschlag in Mingora. Dort terrorisiert der Taliban-Anhänger Fazlullah die Bevölkerung - erst vor drei Tagen wurden Militärs dort stationiert.

Fast die Hälfte der Opfer des Anschlags waren Zivilisten. Bild: reuters

In der Nähe der pakistanischen Stadt Mingora fünfzig Kilometer nordöstlich von Peschawar sind am Donnerstag bei einer Sprengstoffexplosion 30 Personen ums Leben gekommen. Der Anschlag zielte auf einen Munitionslastwagen in einem Armeekonvoi. Über die Hälfte der Opfer waren Soldaten. Damit stieg die Zahl von Anschlagsopfern in Pakistan auf 430 Personen allein in den letzten dreieinhalb Monaten.

Erst drei Tage zuvor hatte die Armee rund 2.500 Soldaten in die pittoreske Region entsandt. Sie sollen die Autorität des Staats wiederherstellen, der dort in den letzten Monaten zunehmend seine Macht verlor. Der Bezirk Swat, dessen Hauptort Mingora ist und die wegen seines milden Klimas einst Ausflugsgebiet war, steht immer mehr unter der Fuchtel des islamischen Predigers Maulana Fazlullah.

Der 28-Jährige duldet nur die Autorität des afghanischen Taliban-Führers Mullah Omar über sich und will in der Region ein ähnliches Taliban-Regime errichten. Er bedroht die dortige etwa 1.000 Mitglieder starke christlichen Minderheit mit dem Tod, falls sie sich nicht zum "rechten" Glauben bekehrt.

Vor einigen Wochen führten seine Milizen einen Sprengstoffanschlag gegen ein Felsrelief des Buddha aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert aus, das leicht beschädigt wurde. Swat war zur Zeit der damaligen Gandhara-Dynastie ein Zentrum des Buddhismus, und es gibt zahlreiche Überreste von Statuen, Klöstern, Grabstätten und anderen Artefakten aus dieser Zeit. Bis zu Pakistans Unabhängigkeit war Swat ein kleines Königreich unter britischer Schirmherrschaft.

In den letzten Wochen haben sich die Übergriffe von Fazlullahs Milizen, der "Bewegung zur Durchsetzung Islamischen Rechts", verschärft. Eine von Missionaren geführte Mädchenschule ist Fazlullah ein besonderer Dorn im Auge. Er lehnt jede Erziehung für Mädchen ab, insbesondere, wenn sie von christlichen Missionaren durchgeführt. Vor zwei Wochen warf eine Fatwa der Schulleitung ehebrecherische Tätigkeit und eine Zwangsbekehrung der Schülerinnen (die meisten sind muslimische Mädchen) vor und drohte der Schule mit Selbstmordattentaten. Die Schule konnte erst wieder öffnen, nachdem die Lokalbehörde allen Schülerinnen das Tragen der Burka befohlen hatte.

Ähnliche Vorgänge spielen sich in dortigen Staatsschulen ab. Im Verlauf eines Jahrs sollen laut der Nichtregierungsorganisation Khwendo Kor über 1.000 Mädchen von ihren Eltern aus den Schulen genommen worden sein. Fazlullah richtete auch einen Scharia-Gericht ein und forderte die Bevölkerung auf, ihre Klagen dort vorzubringen. Seine Miliz, die Shaheen Commandos, patrouillieren in den Dörfern und betreiben Straßensperren, angeblich gegen Holz- und Drogenschmuggel. Die Polizei, die der Miliz zahlenmäßig unterlegen ist, schaute bisher tatenlos zu.

Die Drohungen gegen die Mädchenschule von Sangota hatte offenbar die Regierung bewogen, das Militär ins Swat-Tal zu schicken, um zu verhindern, dass ihr die Entwicklung wie zuvor bei der von Extremisten dominierten Roten Moschee in Islamabad entgleitet. Die Anschlag zeigt jetzt, dass die Islamisten vorbereitet waren, und lässt vermuten, dass Fazlullah sich nicht kampflos fügen wird.

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