Nürnberg gegen Stuttgart: Sturm und bang

Der 1. FC Nürnberg scheitert wieder einmal an sich selbst respektive an seiner schwachen Offensive. VfB Stuttgart machts besser und gewinnt 1:0

: Stuttgarts Trainer gratuliert Nürnbergs Trainer Meyer zum Geburtstag, Meyer gratuliert Veh zum Sieg

1. FC Nürnberg: Blazek - Mnari (62. Engelhardt), Wolf, Glauber, Reinhardt - Galasek, Kluge - Misimovic (69. Adler), Mintal - Saenko (80. Benko), Kennedy

VfB Stuttgart: Schäfer - Beck, Tasci, Delpierre, Magnin - Fernando Meira - Khedira, Hitzlsperger - Bastürk (90.+1 Farnerud) - Gomez (87. Meißner), Cacau (74. Marica)

Schiedsrichter: Fandel (Kyllburg) - Zuschauer: 45 565

Tor: 0:1 Gomez (25.)

Gelbe Karten: Adler (1), Glauber (2) / Tasci (3)

Beste Spieler: Blazek / Hitzlsperger, Gomez

Es ist sowieso schon nicht besonders nett, wenn man an seinem Geburtstag arbeiten muss. Wenn man dann aber auch noch nach einem ereignisreichen Arbeitstag dauernd die eigene Sicht des Geschehenen erläutern muss, ehe man nach Hause zur Geburtstagstorte darf, muss man gut vorbereitet sein, um sich nicht im neuen Lebensjahr gleich wieder zu ärgern. Interpretiert ein Trainer den x-ten Misserfolg zu positiv, setzt er sich schnell dem Verdacht aus, Schönfärberei zu betreiben.

Meyer kennt solche rhetorischen Fallen mindestens so gut wie die Untiefen der Spielerseele. So sagte er: "Jetzt ist der Psychologe gefragt, mache ich aber alles selbst." Deshalb sorgte er durch die einleitende Feststellung, man werde ihm wohl wieder Durchhalteparolen attestieren, dafür, dass genau dieser Vorwurf wohl heute in keiner Gazette erhoben werden wird. Der Journalist ist eben ein berechenbares Wesen.

Nachdem ein sichtlich erleichterter Armin Veh zugegeben hatte, dass "es insgesamt auch ein Unentschieden getan hätte", ergänzte Meyer, man könne seinem Team wie schon so oft in der Saison "keinen Vorwurf machen". Und das gar nicht einmal zu Unrecht, denn in der Tat berannte der Club in der zweiten Hälfte wie aufgezogen das vom eigenen Exkeeper Raphael Schäfer gehütete Tor. Doch was beruhigend klingen sollte - der Einsatz stimmt -, ist eigentlich Teil der derzeitigen Misere.

Die Nürnberger müssen einfach zu viel Energie aufwenden, um zu einem Torerfolg zu kommen. Alle Spieler sind konditionell auf der Höhe, am Samstag stimmte auch die Torwart- und die Abwehrleistung. Doch das Spiel aus dem Mittelfeld heraus ist zu leicht zu berechnen. Der hoch veranlagte Zvjezdan Misimovic und Peer Kluge (mildernde Umstände, da angeschlagen) ackerten zwar fleißig, überraschende Bälle in die Spitze blieben sie jedoch schuldig. Das macht es für eine einigermaßen geschulte Abwehr leicht, sich auf die Nürnberger einzustellen, zumal von den Außenbahnen fast ausschließlich mit hohen Bällen operiert wird und sich im Sturmzentrum ein Hüne versucht, der zwar ungeheuer sympathisch ist, aber bedauerlicherweise auch so unbeholfen agiert, dass man seinen Namen eigentlich aus Gründen der Pietät verschweigen sollte.

Beim einzigen Treffer des Tages umkurvte Mario Gomez zuerst zwei Abwehrspieler, dann Keeper Jaromir Blazek, ehe er aus spitzem Winkel einschob (34.). Würde Joshua Kennedy so etwas versuchen, würde er sich dabei beide Schienbeine sowie das des gegnerischen Torwarts brechen, ehe er mit dem Ball in die Bande rutschen würde. Doch Meyer hat nach der Verletzung von Robert Vittek und dem ebenfalls bislang wenig überzeugenden Angelos Charisteas schlichtweg keine Alternativen im Sturm. Es zeigt sich zunehmend, dass es ein wenig waghalsig war, offensiv derart dünn besetzt in die Saison zu gehen. Ob man im Winter auf dem Transfermarkt aktiv wird? Auch am Samstag wollte kein Club-Offizieller auf diese Frage antworten. Doch alles andere wäre fahrlässig, schließlich gehören die Nürnberger qualitativ nach wie vor eher ins Tabellenmittelfeld. Die Punkteausbeute ist freilich "dramatisch", wie Meyer gänzlich unironisch zu Protokoll gab. Das ist eine Aussage, die nach neun Punkten aus zwölf Spielen nicht unbedingt Copyright-pflichtig ist.

Angesichts der Tabellensituation ist den Franken die Leichtigkeit der letzten Monate gründlich abhandengekommen, auch im Umfeld gelingt nicht mehr alles. Nationalspieler Thomas Hitzlsperger firmierte auf der Anzeigentafel unter "Hitzelsberger". Noch härter erwischte es in der 79. Minute Zvjezdan Misimovic, der auf der Anzeigentafel anstelle von Nicky Adler als Gelbsünder gebrandmarkt wurde. Und das neun Minuten nach seiner Auswechslung.

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