Abschiebung
: Erste Frau im Kabul-Flieger

Die Ausländerbehörde hat erstmals versucht, ein Ehepaar nach Afghanistan abzuschieben. Weil die Frau am Mittwoch kurz vor dem Start in der Kabul-Maschine einen Kollaps erlitt, wurde ihr Mann aber ohne sie ausgeflogen. Laut Behördensprecher Norbert Smekal ist die Frau gestern nach einer Anhörung im Amt in der Amsinckstraße in Gewahrsam genommen worden. Heute soll ein Richter über den Antrag der Behörde auf Abschiebehaft entscheiden. Die Überprüfung von ärztlichen Attesten habe ergeben, so Smekal, dass die Frau fliegen könne. Für nächsten Mittwoch sei ein Ticket gebucht. Mitarbeiter der International Organisation for Migration in Kabul seien informiert und würden den Ehemann benachrichtigen.

Dem Hamburger Netzwerk Afghanistan Info zufolge gehört das Paar zur Gruppe der Hindu, einer religiösen Minderheit in Afghanistan, die dort Verfolgung fürchte. Deutsche Gerichte sehen indes für Hindus keine unmittelbare Lebensgefahr in Afghanistan und die Religionszugehörigkeit darum nicht als Abschiebehindernis.

Im Juli hatte der Senat angekündigt, Abschiebungen nach Kabul auszuweiten und auch kinderlose Paare, die weniger als sechs Jahre hier leben, zurückzuschicken. Ledige Männer werden schon seit Mai ausgewiesen. Insgesamt sind laut Smekal dieses Jahr bisher 27 Männer „zurückgeführt“ worden, darunter etwa zehn Straftäter.

Bis Ende März will die Behörde über rund 2.000 von Afghanen gestellte Bleiberechtsanträge entscheiden. Wie viele Aussicht auf Erfolg hätten, sei noch offen, soSmekal. Juristen und die rot-grüne Opposition warnen, zumindest für Ledige seien die wirtschaftlichen Vorgaben so streng, dass kaum einer werde bleiben dürfen. Insgesamt leben in Hamburg etwa 15.000 Afghanen – 5.000 von ihnen ohne festen Aufenthaltsstatus. wei