Die Geschlechterperspektive halb im Blick

Bei der Umsetzung des „Gender-Mainstreaming“ in der Verwaltung, sprich der Geschlechterperspektive, hakt es noch

Bremem taz ■ Die Ausstellung zum „Gender-Mainstreaming“ in Bremen hat man links hinten in die Ecke der Bürgerschaft platziert. Einfach zu übersehen. Das könnte man als Schein-Symbolik vernachlässigen, wäre nicht auch der erste Bericht zum Stand der Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Prinzips in der bremischen Verwaltung mit einem Jahr Verspätung vorgelegt worden.

Der kaum verständliche Name „Gender-Mainstreaming“ meint, bei allen Vorhaben die verschiedenen Interessen von Männern und Frauen und ihre geschlechtsspezifischen Folgen zu berücksichtigen. Eben dies beschloss der Senat vor zwei Jahren. Der nun vorgelegte Bericht gibt wenig Anlass zu Euphorie.

So kritisierte die Vorsitzende des Ausschusses für die Gleichberechtigung der Frau, Ursula Arnold-Cramer, dass gerade das Bildungsressort bei den Pilotprojekten „noch gar nicht durchgestartet“ sei. Auch die Bereiche Sport und Kultur – ebenfalls durchaus naheliegend, um Projekte unter einer Geschlechterperspektive zielführender zu gestalten – hätten sich „vornehm zurückgehalten“. Zudem sei die notwendige Unterstützung durch die Führungskräfte in den Ressorts zum Teil ausgeblieben. Und das Fortbildungsangebot der Zentralstelle für die Verwirklichung der Frau (ZGF) werde zu wenig genutzt.

Ulrike Hauffe, die Landesbeauftragte für Frauen, lobte, dass man in Bremen „trotz aller Unkenrufe ein gutes Stück vorangekommen sei“. Auch sie forderte ein stärkeres Bewusstsein für die Geschlechterperspektive auf den diversen Führungsebenen und forderte die Abgeordneten dazu auf, Anfragen an Deputationen und Verwaltung auf Geschlechterrelevanz hin zu prüfen – „Sie werden kaum eine Fragestellung ohne finden“ – und auf geschlechtlich differenzierte Antworten zu achten.

Die Zustimmung in den Fraktionen war einhellig. Lediglich die Frage, ob die Fortbildungen für Führungskräfte verpflichtend – so die Grünen – oder nicht – so Finanzsenator Nussbaum (parteilos) – sein sollten, war strittig. Ob in dieser Einhelligkeit vor allem Gleichgültigkeit steckt, wird sich zeigen. Zumindest um die Leuchttürme unter den qualitativ sehr unterschiedlichen Projekten wäre es schade. grä