Gelato-Connection

Die Band … e la luna? verknüpft ganz herbstlich italienische Schlagertradition mit elegischem Jazz

Dies ist eine Geschichte voller Berlin- und Italien-Klischees. Das macht übrigens keinen großen Unterschied. Man stelle sich einen engen Berliner Laden im Souterrain einer Mietskaserne vor. Früher war hier vielleicht mal eine Kohlenhandlung, heute gibt es hier Jazz, an runden schwarzen Metalltischen.

In der Junction Bar kann man häufig auf sie treffen, die Band … e la luna?. Dann sitzen auf der winzigen Bühne zwei Männer, die Cello und Gitarre spielen: Holger Schliestedt und Martin Klenk. Zwischen ihnen steht im schwarzen Samtkleid die Italienerin Eva Spagna und singt alte italienische Lieder, fremd und anders – mal als jazzige Elegie, mal als kammermusikalischen Gassenhauer. Auch Balladen von Mina oder Luigi Tenco interpretieren die allesamt in Berlin wohnenden Bandmitglieder neu, indem sie eine Melodie ganz leicht verändern oder Instrumente ungewohnt einsetzen.

Eva Spagna lebt die Seele der Lieder, mit einer Stimme, die warm ist wie ein Sommertag und nichtsdestotrotz kellertief seufzen kann. Eigenkompositionen fügen sich nahtlos zwischen alte canzoni d’amore, gleichzeitig romantisch, todtraurig und saukomisch. Auch wenn das alles auf Italienisch passiert, man bekommt es mit: Dafür sorgt die Sängerin in brüchigem Deutsch, wenn sie immer wieder erklärt, wovon das nächste Lied handelt, dabei über sich lacht und das Publikum nach Wünschen fragt – … E-la-luna?-Konzerte sind nie bloße Nummernrevuen, sondern humorvolle Kommunikationsangebote.

Die Lieder rufen bekannte Bilder hervor: eine Bar auf der Piazza neben dem Dom, ein Strand mit Kühltasche und Radio neben dem Sonnenschirm. Aber die italienische Liedtradition will auch, dass immer die Melancholie mitschwingt, selbst bei einem Happyend-Stück. In Italien ist Melancholie ja kein momentaner Seelenzustand, sondern Normalzustand wie die Pasta. Und somit passt die Sommertraum-Melancholie schon fast wieder perfekt zum Berliner Klischee-Herbst: An zugigen Abenden sitzt man stundenlang im Café, beobachtet den Autoverkehr draußen und denkt an vergangene Jahreszeiten, während in der Dunkelheit auf dem nassen Asphalt junge Leute mit dicken Mützen vorbeihuschen.

Es gibt sie also, die Klammer zwischen Italien und Berlin, zwischen Gelati-Romantik und BVG-Wehmut. Diese Klammer heißt Melancholie, und bei … e la luna? schließt sie sich.

GIUSEPPE PITRONACI

… e la luna? spielen morgen um 20 Uhr im Grünen Salon