Parlamentswahlen in Pakistan: Bhutto und Sharif kandidieren
Pakistans Oppositionsführer registrieren sich für Wahlen, denken aber auch an Boykott.
DELHI taz Am Montagabend ist in Pakistan die Registrierungsfrist für die Kandidaten der Parlamentswahlen am 8. Januar 2008 abgelaufen. Die beiden verfeindeten Expremiers Benazir Bhutto und Nawaz Sharif haben sich in ihren jeweiligen Heimatstädten registriert. Bis zuletzt blieb unklar, ob Bhutto und Sharif mit ihren Oppositionsparteien nicht doch noch die Wahlen boykottieren, die unter dem herrschenden Ausnahmezustand durchgeführt werden könnten. Beide ließen offen, die Registrierung zurückzuziehen, sollten ihre großen Parteien zusammen mit anderen noch einen gemeinsamen Boykott beschließen.
Die Anmeldung von Sharif, der erst am Sonntag aus dem Exil zurückgekehrt war, könnte auch noch zurückgewiesen werden. Denn am Sonntag hatte Bundesstaatsanwalt M. M. Qayyom erklärt, vorbestrafte Personen wie Sharif seien von gewählten Posten ausgeschlossen. Sharif war im Oktober 1999 von General Pervez Musharraf gestürzt und in Haft genommen worden. Er wurde später wegen Korruption und Luftpiraterie zu "lebenslänglich" verurteilt. Kurz darauf wurde er begnadigt unter der Bedingung, für mindestens zehn Jahre ins Exil zu gehen. Jetzt kehrte er bereits nach sieben Jahren zurück.
Sharif war Sonntagabend aus Saudi-Arabien kommend triumphal in seine Heimatstadt Lahore zurückgekehrt. Eine lange Autokolonne bewegte sich durch die Straßen der Stadt. Diese waren aber nicht von so vielen Anhängern wie bei der Rückkehr Bhuttos in Karatschi Ende Oktober gesäumt. Die Polizei hatte Versammlungen verboten und viele Sharif-Anhänger verhaftet. Doch dauerte es fast die ganze Nacht, bis Sharif seine Residenz außerhalb Lahores erreichte.
In mehreren Ansprachen auf dem Weg erklärte er, er habe "keine Lust auf Posten oder Macht. Wir wollen Demokratie und sonst nichts." Seine Partei werde "alle die Politiker demütigen, die den Diktator unterstützen". Gleichzeitig erklärte er, "nie" unter Präsident Musharraf das Amt des Regierungschefs auszuüben. Damit spielte er auf Bhutto an, die wegen einer solch geplanten Machtteilung mit Musharraf aus dem Exil zurückgekehrt war. Sharif selbst war bei seiner ersten Rückkehr im September noch sofort wieder abgeschoben worden.
Bhutto, die Sharif in den nächsten Tagen treffen will, begrüßte öffentlich die Rückkehr ihres alten Rivalen und sah darin "eine Stärkung der demokratischen Kultur". Beobachter vermuten, Musharraf könnte darauf hoffen, dass in der Opposition wieder alte Rivalitäten aufbrechen. Zumindest beäugen sich die beiden Oppositionsführer und halten sich offenbar alle Optionen offen.
Leser*innenkommentare
Nadile Dogan
Gast
Bhutto und Sharif haben Pakistan wenig Glück gebracht, sich selbst aber eine ganze Menge Geld in ihre Taschen umgeleitet. Ich befürchte, dass die Rückkehr zu Demokratie kein Erfolg wird. In Pakistan fehlen demokratische Traditionen, nur die Stammestraditionen bieten ein wenig demokratische Elemente. Aber ein Sieg von Bhutto oder Sharif kostet Pakistan wieder etliche Millionen. Dazu kommen noch die Islamisten, die wahrscheinlich bei den Wahlen kräftig zulegen werden. Wenn demokratische Politiker wieder in der Not sind, werden sie die Kashmir-Frage wieder instrumentalisieren, um ihre anderen dunklen Seiten mit Licht zu überschatten.