Hubert Weiger neuer BUND-Chef: Der beharrliche Pragmatiker

Kein Visionär, kein Spektakel. Auf Angelika Zahrnt folgt nun Weiger an der Spitze des BUND. Nicht gerade ein Zeichen des Aufbruchs: Der 60jährige Weiger ist Gründungsmitglied.

Wie nah darfs an den Mächtigen sein? Weiger mit Stoiber nach dem Unterzeichnen des "Bündnisses Klimaschutz". Bild: dpa

Der Ökoverband BUND will lieber zurück zu den Wurzeln als hin zu spektakulären Kampagnen und Lebensstildebatten in Talkshows. Am Samstag stimmten die Delegierten bei der Wahl ihres neuen Vorsitzenden für ein "Mehr vom Alten": Hubert Weiger, Landeschef des Bund für Naturschutz in Bayern, gehörte 1975 bereits zu den Gründungsmitgliedern des BUND. Die Mitbewerber, die mehr "Visionen" und "Spektakel" forderten, hatten das Nachsehen. Aber ganz so einfach dürfte es auch Weiger dem Verband nicht machen. Schließlich stecken die Umweltschützer in einer Sinnkrise: Ob Bundesregierung, Banken oder Autokonzerne - "öko" will in Zeiten des Klimawandels jeder sein.

Für die zu erwartenden Kämpfe bringt der 60-Jährige dreierlei mit: erstens eine "alemannische Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit" (O-Ton Weiger), die der gebürtige Kaufbeurer seiner Heimat Schwaben verdankt. Zweitens: wissenschaftliche Kompetenz. Denn seit seinem Studium der Forstwirtschaft mit abschließender Promotion ist Weiger immer zweigleisig gefahren. Neben dem umweltpolitischen Ehrenamt hat er Lehraufträge wahrgenommen und Hunderte von Aufsätzen veröffentlicht. Und, drittens, kennt er Gott und jedermann, sitzt in allen möglichen Beiräten und Kuratorien - und hat Erfahrung im Klüngeln mit der Politik. Seine bisher umstrittenste Aktion war die Unterzeichnung des Bayerischen Klimaschutzbündnisses mit der Staatsregierung im Jahr 2004. Auch viele der eigenen Leute schalten ihn ob des "Kuschelns mit der CSU". Denn die wusste das Bündnis medial und politisch auszuschlachten - ohne die vom BUND geforderte energetische Sanierung von Altbauten und landeseigenen Liegenschaften oder die Luftreinhaltung großartig voranzubringen. Weiger hielt dem entgegen, es sei wichtig, "nicht nur das Trennende zu definieren, sondern auch das Gemeinsame zu beschreiben".

Von solchen Partnerschaften wird er auch als Bundesvorsitzender nicht lassen. Und auch nicht von Bayern: Den Landesvorsitz will Weiger nicht aufgeben. Im Bundesvorstand sieht er sich - wohl auch aus praktischen Gründen - als Teamplayer: "Der BUND wird das nötige Gewicht nur erreichen, wenn sich nicht alles auf die Person des Vorsitzenden konzentriert."

Nötig hätte er die Doppelfunktion nicht. Denn der Verband will sich auch professionalisieren. Und das heißt: Weiger bekommt als erster BUND-Vorsitzender ein richtiges Jahresgehalt. Während seine Vorgängerin Angelika Zahrnt noch ehrenamtlich agierte und mit einer Aufwandsentschädigung von 30.000 Euro auskommen musste, wird seine Arbeit künftig ordentlich mit 95.000 Euro vergütet.

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