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die wahrheitKarlsruhe erwägt SPD-Verbot

Geheimes Zusatzprotokoll des Schröder-Putin-Paktes entdeckt. Verfassungsgericht tagt.

Im Jahr 2003 schlossen Schröder und Putin einen Geheimpakt. Bild: ap

Vier Herren sitzen auf dem Podium der Bundespressekonferenz und nesteln nervös in ihren Unterlagen. Unbehagen strahlen Eckart von Klaeden, Dirk Niebel, Oskar Lafontaine und Volker Beck aus. Es kommt ja auch nicht alle Tage vor, dass sich die führenden Sauertöpfe von CDU, FDP, Linken und Grünen zu einem Team zusammenraufen müssen. Doch diesmal geht es nicht mehr anders. Die Nation steht am Abgrund, und Todesangst schweißt bekanntlich zusammen.

Oskar Lafontaine, ganz wider übliches Gebaren, überlässt dem Kollegen Beck höflich das erste Wort. Anlass des ungewöhnlichen Stelldicheins, so beginnt dieser mit zitternder Stimme, sei ein Nichtangriffspakt, den Gerhard Schröder anno 2003 mit dem russischen Diktator Wladimir Putin geschlossen habe. Wie man vorgestern aus dem Kanzleramt erfahren habe, sei nun im Keller desselben ein geheimes Zusatzprotokoll aufgetaucht, das - und dann versagt ihm die Stimme gänzlich.

Noch bleicher als sonst, versucht von Klaeden zu übernehmen. "Meine Damen und Herren, es deutet alles darauf hin, dass die SPD-Führung mit Russland die Aufteilung Polens, die endgültige Zerschlagung Tschetscheniens sowie eine Folter-Erlaubnis für den Fall beschlossen hat, dass grüne Bundestagsabgeordnete auch künftig an Moskauer Gay-Paraden teilnehmen. Weiterhin scheint die kostenlose Versorgung der Bundesrepublik mit Erdgas sowie die deutsche Beteiligung am russischen Vetorecht im UN-Sicherheitsrat vereinbart worden zu sein "

Saaldiener tragen den plötzlich ohnmächtig gewordenen Klaeden hinaus. Dirk Niebel findet als Erster die Fassung wieder: "Die beiden Hauptverdächtigen, Gerhard Schröder und Frank-Walter Steinmeier, sind daher gestern Abend verhaftet worden. Laut BKA haben sie sich nach kurzer, aber heftiger rhetorischer Gegenwehr ('Scheißbullen', 'Kapitalverbrenner') ergeben. Heute Morgen nun wurde ihr Verteidiger, Dr. Otto Schily, beim Versuch festgenommen, Kassiber und nukleare Sprengsätze in die Zellen der Häftlinge zu schleusen."

Endlich erreicht auch Lafontaine Betriebstemperatur: "Es besteht der dringende Verdacht, dass es sich bei den Beteiligten nicht um Einzeltäter handelt. Um weiteren Schaden von unserem Land abzuwenden, hat ein interfraktioneller Ausschuss der hier vertretenen Parteien beschlossen, beim Bundesverfassungsgericht einen Eilantrag auf Verbot der SPD zu stellen." Noch während er die letzten Worte ausspricht, füllt sich Lafontaines Blick mit stechendem Glanz. Als sei ihm die Größe des Moments in den Schlund gefahren, mischt sich ein Brausen in seine Stimme, und sie klingt beinahe wieder wie damals in Mannheim, als er feierlich hinzufügt: "Was wir heute erleben, ist der Aufstand des Anstandes. Dieser Staat wird nicht eher ruhen, bis er den sozialdemokratischen Verbrechern das Handwerk gelegt hat."

Aus Karlsruhe heißt es, man werde sich aufgrund der drängenden Beweislage umgehend mit dem Fall befassen. Äußerst schwerwiegend sei in diesem Zusammenhang auch ein Dokument, das dem Verfassungsgericht von einem Moskauer Dissidenten zugespielt worden sei. Darin heiße es wörtlich: "Der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland erklärt sich zu Maßnahmen bereit, die zur Ergreifung und Auslieferung des Dalai Lama führen. Darüber hinaus stellt er Bodentruppen der Bundeswehr für die Besetzung Taiwans in Aussicht. Sobald die Operation abgeschlossen ist, wird das Taipei Financial Center in Erich-Ollenhauer-Haus umbenannt."

Heute Russland, morgen China - und übermorgen die ganze Welt! Nichts anderes will die SPD!

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