Ächzen auf Pluto

KLANGKRIEG Felix Kubin mit Soundtrack der Verstörung bei der Transmediale

Felix Kubin ist kein Außerirdischer, aber er trägt durchaus Züge eines Wesens von einem anderen Planeten. Der Hamburger Geräuschkünstler ist seit den frühen 80ern als Knöpfchendreher und Tastenschmetterer im Untergrund unterwegs. Man gebe ihm einen Synthesizer, eine Orgel, einen Verzerrer – und er liefert Science-Fiction-Sounds.

Zur Transmediale hat der Berliner Soundkünstler Boris Hegenbart Kubin am Mittwoch ins Haus der Kulturen der Welt (HKW) geladen. Der Orgel spielende Kubin befindet sich nicht im Saal, sein Auftritt wird im Auditorium über einen Bildschirm übermittelt. Gleichzeitig mischt Hegenbart das Konzert im Saal ab, ohne mit dem Künstler zu kommunizieren: Er sieht ihn nur in der Übertragung.

Heraus kommt: auditive Anstrengung, fiese Frequenzen, Atonalität. Fünf „Sendungen“ produziert Kubin vorgeblich vom Ex-Planeten Pluto aus – in Bezug auf das Transmediale-Motto „Back when Pluto was a planet“. Der Hamburger dreht willkürlich an den Knöpfchen seiner Orgel rum, spielt Drumcomputersounds. Dank Hegenbarts Nachbearbeitung entstehen industrielle Klänge sowie Rauschen, Quietschen, Kreischen. Dazu kommt das Atmen, Schnaufen und Ächzen des Künstlers, auch Außengeräusche. Drei statische Kameraeinstellungen zeigen wechselnd den in grauem Anzug gekleideten Kubin – dessen Pluto sich übrigens auf dem Außengelände des HKW befindet. Am Ende legt Kubin ein Bügeleisen auf die Tasten und verschwindet. Harmonisches gibt es während der eineinhalb Stunden nicht.

Die Performance, so verkündet Kubin zwischendurch, richte sich an die „big ears of nothingness“. Ein Klangversuch, der Verstörung, Leere, Kälte hinterlässt – was sicher im Sinne der Künstler ist. Sie gönnen dem Hörer keinen Wiedererkennungswert, nichts Vertrautes, keine Loops. JUT