"Kanumann" John Darwin aufgetaucht: Die Männer und das Meer

Menschen tauchen aus Ozeanen auf: Ihre Vergangenheit liegt im Dunklen, die Namen sind unbekannt. Doch dann kommt die schnöde Wahrheit ans Licht, wie beim "Kanu-Mann".

Das geheimnisvolle Meer nimmt und gibt: so "Piano"- und "Kanu"-Mann. Bild: dpa

"Ich glaube, ich bin eine vermisst gemeldete Person," mit diesen Worten meldete sich John Darwin Anfang Dezember auf einer Londoner Polizeiwache. Fünf Jahre war der Brite verschwunden - jetzt sitzt er im Knast.

Er könne sich nicht erinnern, wo er die Jahre gewesen sei, sagte er aus, lediglich seinen Namen und seine letzte Adresse könne er angeben. Schnell war klar, dass es der 57-jährige Darwin ist, der 2002 eine Kanutour auf der Nordsee machte - und von dort nicht zurückkehrte.

Die Geschichte vom einem Mann und dem Meer ist nicht neu. Schon 2005 wurde an der englischen Küste ein junger Unbekannter im durchnässten Anzug gefunden, der kein Wort sprach, dafür aber einen Konzertflügel auf ein Blatt Papier zeichnete. Es war der "Piano-Mann", ein namenloser Unbekannter, um den sich bald die größten Mythen rankten.

Zwei Fälle mit Parallelen: Mysteriöse Menschen, deren Vergangenheit im Dunkeln liegt, mit einer rätselhaften Geschichte. Den einen hat das Meer angespült, den anderen hat es vor Jahren verschleppt. Die abenteuerlichsten Dinge konnte man sich ausmalen, solange die wahren Hintergründe ungeklärt waren.

Aber ungeklärt blieb keine von den Geschichten.Genau wie bei dem Piano-Mann, der sich schließlich als ein Bayer mit schwerer Psychose und eher mäßigem Klaviertalent herausstellte, steckt auch hinter dem "Kanu-Mann" eine profane Geschichte.

John Darwin war hoch verschuldet. Er täuschte einen Unfall vor und tauchte nach einem Jahr bei seiner Frau Anne auf, die ihn bis dahin laut eigener Aussage für tot gehalten hatte. Das Ehepaar entschied sich für den gemeinschaftlichen Versicherungsbetrug: John lebte drei Jahre lang versteckt im gemeinsamen Haus des Paares, Anne kassierte die Lebensversicherung und Witwenrente. Zusammen planten sie, in Panama eine Ferienanlage zu eröffnen - ein Grundstück hatten sie dort schon gekauft.

Mittlerweile sind beide Darwins in Haft: Internetfotos, die das Ehepaar vergangenes Jahr in Panama zeigen, überführten sie. Noch gibt es ungeklärte Fragen - aber das ganz große Geheimnis gibt es nicht mehr. Das Ehepaar hat Schiffbruch erlitten.

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