Bremen gegen Leverkusen: Klasnic obenauf

Dank des genesenen Kroaten besiegt Bremen Leverkusen 5:2 und schließt nach Punkten zu den Bayern auf

"Wunder von der Weser": Klasnic zaubert wieder für Bremen. : dpa

BREMEN taz Manche nennen es ein "Weihnachtsmärchen", andere das "wahre Wunder von der Weser", wieder andere reden vom "Comeback des Jahres". Gemeint ist in jedem Fall Werder Bremens Stürmer Ivan Klasnic, der nach zwei Nierentransplantationen in die Bundesliga zurückgekehrt ist und am Samstag mit zwei Toren beim 5:2-Erfolg der Bremer gegen Bayer Leverkusen der Matchwinner war. Die Geschichte von Ivan Klasnic ist außergewöhnlich, seine Rückkehr ist etwas Besonderes. Dennoch stellte Werders Sportdirektor Klaus Allofs fest: "Früher hat man in der Kabine nur einen gehört, jetzt hört man wieder nur einen: Und das ist Ivan."

Klasnic ist ein Kindskopf, ein Kasper. Er streut gern mal Juckpulver in die Sporthosen der Kollegen. Und er quatscht und quatscht. Aber selbst wenn er immer noch Späße machen sollte - Klasnic ist ein Anderer geworden nach der Leidenszeit, die er durchgemacht hat. Er ist reifer, erwachsener. "Ich denke, dass diese schwierige Phase auch dazu geführt hat, dass er bewusster mit vielen Dingen umgeht", so Allofs. Nach seinem ersten Treffer zog es Ivan Klasnic zunächst in Richtung Eckfahne. Dort sank er auf die Knie, eine Art Trancezustand schien ihn zu umfangen. "Ich brauchte fünf Sekunden, um das zu fassen. Irgendwie war so eine Leere in mir", beschrieb er.

Fünf Sekunden sind keine besonders lange Zeit. Im Gegensatz zu dem Jahr, das hinter Klasnic liegt. Im Januar die erste, die misslungene Nierentransplantation, im März schließlich der geglückte Eingriff. Als der Kroate im Sommer, blass und aufgedunsen von den vielen Medikamenten, verkündete, er werde zurückkehren in die Bundesliga - da ließ er die Zuhörer in einer Mischung aus reichlich Mitleid und wenig Hoffnung zurück. Wirklich geglaubt an sein Comeback haben wenige. Er hat immer daran geglaubt. "Die harte Arbeit kommt jetzt zur Geltung", sagte er. Er war froh, aber gleichzeitig war ihm der Hype um seine Person auch zu viel. "Na, ja. Man muss jetzt auch nicht übertreiben." Es wäre schon ein emotionaler Moment gewesen. Aber der schönste Tag in seinem Leben? "Na ja, ich weiß nicht", sagte Klasnic, "der schönste Tag ist nicht heute, sondern jeder Tag, an dem ich aufstehe und weiß, dass es mir und meiner Familie gut geht und dass wir gesund sind."

Als Klasnic nach 85 Minuten ausgewechselt wurde, erhielt er Standing Ovations. Es sind die Auswechslungen, die Fußballprofis lieben. Tim Borowski wurde nach rund 30 Minuten ausgewechselt. Es war eine Auswechslung, wie sie Fußballer hassen. Ohne seinen Trainer auch nur eines Blickes zu würdigen, zog er von dannen. Beleidigt war er, fühlte sich gedemütigt. "Das war keine Entscheidung aus dem Moment heraus", erklärte Allofs, "der Trainer hat genau analysiert, dass es so nicht passt." Schaaf selbst machte deutlich, dass in Bremen nicht nach Namen, sondern nach Leistung aufgestellt werde. Gleichzeitig nahm er den zuletzt oft verletzten Nationalspieler in Schutz: "Tim kann deshalb noch nicht die Sicherheit und Konstanz haben, die er für sein Spiel braucht. Wir werden ihm die Zeit geben."

Doch die hatte Borowski nach Ansicht vieler schon im Übermaß bekommen. Er spielte selten gut, meistens schlecht - und stand beim nächsten Mal wieder in der Startelf. Vielleicht kam die Auswechslung für ihn auch deshalb so überraschend. Für Bayer-Sportdirektor Rudi Völler war es jedenfalls die Schlüsselszene. Schließlich hatte es zunächst eher danach ausgesehen, als würden die verunsicherten Bremer auseinanderbrechen. Doch nach dem Doppelwechsel - Hunt war außerdem für Vranjes gekommen - lief es für Werder. Auch weil Leverkusen sich ergab. "Wenn es darum geht, noch Butter aufs Brot zu bekommen, sind wir nicht in der Lage, mehr mitzunehmen als Erfahrung", stellt Trainer Michael Skibbe ernüchtert fest. Werder nimmt nach zwei bitteren Pleiten in Folge drei Punkte mit und beendet die Hinserie punktgleich mit Weihnachtsmeister Bayern.

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